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Zünderle" und seine Zeit

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Mancherlei hat sich in dieser „Makkaronizeit" zugetragen, Schnurriges<br />

<strong>und</strong> Lädiertes. Die aufgeworfenen Gräben wurden nicht abgesichert,<br />

leichthin hieß es: „Die Sulzer wissen was los ist <strong>und</strong> Fremde sind nachts<br />

ohnehin keine im Dorf !" Aber gerade der ,,Schnellweber", ein urechter Bür-<br />

gersohn, fiel zu allererst als er von der Wirtschaft in die Kaltengaß heim-<br />

duseln wollte, in den tiefen Graben <strong>und</strong> schrie so lange Zetermordio bis<br />

ihn der ,,Franztoni" mit einem Seil herauszog. Hatte der Schnellwe-<br />

ber den Leiterwagen zum Heuholen angespannt, rannten die Kühe<br />

wie wild geworden durch die Kaltengaß an den Schulbrunnen zum Sau-<br />

fen. Gewohnheitsgemäß blieben sie auch gleich wieder, wie auf Komman-<br />

do, am Kaiser vor der Wirtschaft stehen. Nachdem der Fuhrmann auch<br />

den Durst gestillt hatte, ging es weiter den Berg hinauf, wo sie gleich<br />

wieder an der „Krone" stehen blieben. D'Mueder war mit ihrer Herde<br />

Buewe lange schon draußen auf der Matt <strong>und</strong> rechte das Heu zusammen.<br />

Gleichwohl aber stolz <strong>und</strong> zufrieden lief sie dann doch gemählich, wie<br />

zum Ausruhen, dem hochgeladenen Heuwagen hinterdrein. Und dem<br />

Zünderle-Herzog ist es nicht minder schlecht ergangen. Auch er trottel-<br />

te von der „Sitzung" heimwärts den Rain hinauf, balancierte wie ein<br />

Seiltänzer, rutschte aus <strong>und</strong> fiel halbwegs den Rain hinab. Glücklicher-<br />

weise blieb er an einer Zwetschgenhecke mit dem Buckel hängen, andern-<br />

falls hätte er noch das Genick brechen können <strong>und</strong> schrie in <strong>seine</strong>r ver-<br />

zweifelten Lage mörderisch um Hilfe.<br />

Der „Kübler" half gerade dem Nachbar „Sorg" auf der Tenne schnell<br />

die ersten Garben dreschen, auf daß die Sorgifrau viel lieber wieder den<br />

Backofen anfeuern um nochmals einen richtigen Laib Brot in die Tisch-<br />

lade legen könne. Die vorige Ernte fiel nämlich so karg aus, daß das Brot<br />

das ganze Jahr hindurch mit Kartoffelmehl gestreckt werden mußte.<br />

Wir dürfen im derzeitigen Überfluß, wo das Brot geringschätzig wegge-<br />

worfen wird, ganz ruhig einmal an den <strong>Zeit</strong>abschnitt denken, wo fast das<br />

ganze Dorf ausschließlich von den Feldern, den Wiesen <strong>und</strong> Bückein le-<br />

ben mußte, wo auch noch jeder Fußbreit <strong>und</strong> jeder Rain zählte!<br />

Die zwei Dreschmänner hörten die Schreie, rannten hin <strong>und</strong> zogen das<br />

Männle aus den Brennesseln den Rain herauf. Anstatt aber für die Guttat<br />

zu danken, brüllte <strong>und</strong> bändelte er im Sarraß <strong>und</strong> schrie: „Ihr elendige<br />

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