28.10.2013 Aufrufe

Zünderle" und seine Zeit

Zünderle" und seine Zeit

Zünderle" und seine Zeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drüben am anderen Ufer erblickte er die Schweiz mit den zum Teil noch<br />

schneebedeckten, herrlichen Alpen. So was gewaltiges hatte er noch nie<br />

zuvor geschaut. Klein <strong>und</strong> nichtssagend kam er sich nun vor. Arm <strong>und</strong><br />

ausgepumpt, von aller Welt verlassen stand er am Scheideweg <strong>und</strong> wußte<br />

nicht was tun noch wohin. Mutlos schritt er der Grenze zu, wo ein Zöll-<br />

ner auf Posten stand <strong>und</strong> den Fremden kurios musterte. — ,,Ja Bursch!,<br />

was ist mit dir los, was hast im Sinn?" ,,Ha' i möcht gern in d'Schwitz",<br />

antwortete der schon ganz verdatterte Sulzer Färdi. — ,,Ha' dann gang<br />

halt" <strong>und</strong> er machte ihm den Schlagbaum auf.<br />

Hungrig wie ein Wolf stand er nun bettelarm in der wirklichen Fremde,<br />

nach der er sich daheim so unbekümmert immer sehnte. Hatte er aber<br />

nicht doch immer gehört wie sich die Hambertle mit „Fechten" durch<br />

die Tage schlagen! Wohl oder Übel, ich muß es jetzt auch einmal pro-<br />

bieren, dachte er wohl bei sich <strong>und</strong> schon sah er in einem Hof eine Frau<br />

am Waschzuber stehn. Nie im Leben bobberte sein Herz heftiger als er<br />

hin lief <strong>und</strong> um einen „Zehrpfennig" bat. Doch ganz leutselig fragte<br />

diese, wo er herkomme <strong>und</strong> wie es sonstwo in der Welt zugehe <strong>und</strong> be-<br />

teuerte rührselig, daß ihr Bub auch von ihr weggegangen <strong>und</strong> Tag <strong>und</strong><br />

Nacht müsse sie an ihn denken. Im Färdi wurde leichter ums Herz.<br />

Gleichwohl aber mußte er an die eigene Mutter denken. Bedächtig nahm<br />

die Frau die Hände aus der Wäsche, trocknete sie am Schurz ab <strong>und</strong><br />

holte ihm ein „Bätzle". Hell wurde es nun wieder um ihm herum, gerade<br />

als täte sich der Himmel auf <strong>und</strong> er dankte vielmals für die Güte.<br />

In der Gewißheit, alle Menschen seien gut, ging er ermuntert weiter <strong>und</strong><br />

pochte an jede Tür. Da <strong>und</strong> dort gab es was, anderswo wieder nichts. Zö-<br />

gernd überlegte er wie es weiter gehe. Vor einem Kramladen blieb er<br />

stehen, besah erst all die schönen, nützlichen Sachen <strong>und</strong> dachte, die<br />

müssen sicher Geld wie Heu haben <strong>und</strong> nahm die Türfalle in die Hand.<br />

Eine Weile stand er schon im Laden. Still wie in der Kirch war es da drin-<br />

nen <strong>und</strong> der Färdi hüstelte verlegen, auf daß man ihn hören möge. Plötz-<br />

lich kam aus der Hintertür hemdsärmlig ein grobschlächtiger Mensch <strong>und</strong><br />

fragte verdutzt was er wolle. Stotternd kam es heraus das Sprüchle: "Ein<br />

armer Handwerksbursch bittet um einen Zehrpfennig". Kaum hatte er es<br />

herausgewurgst, packte ihn der Grobian <strong>und</strong> brüllte: „Mach daß du us<br />

32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!