Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki
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Vielleicht ließe sich da etwas machen.<br />
Das Polizeiarchiv war wesentlich besser geordnet als das<br />
in der Bibliothek - trotzdem klaffte an der Stelle, an der<br />
der Fall Burk, Thomas abgelegt sein sollte eine Lücke.<br />
Theoretisch gab es eine Vorschrift, dass Akten nach einer<br />
gewissen Frist aussortiert und vernichtet werden mussten.<br />
Zwar war der Fall noch nicht abgeschlossen, aber Fehler<br />
konnten überall passieren. Seltsam war nur, dass dieser<br />
Fehler gerade hier passierte und die Akte Burk als einzige<br />
im ganzen Archiv davon betroffen war. Wilsons Misstrauen<br />
erwachte wie ein Hund, dem im Tiefschlaf ein Steak vor<br />
die Nase gehalten wurde.<br />
Er ging zum Schrank mit den Personalakten und fand<br />
die von Riktor Morony mit Leichtigkeit: sie füllte drei<br />
Schubladen. Offensichtlich hatte Morony bei jedem Fall<br />
mindestens eine Verwarnung wegen Verstößen gegen<br />
Rechtsverordnungen kassiert - was ihm der Legende nach<br />
herzlich egal war. Niemand hatte mehr Ganoven in den Bau<br />
- und in den goldenen Jahren am Anfang seiner Karriere<br />
auch an den Strick - gebracht als Riktor Morony. Auf einem<br />
Post-It-Sticker, der auf dem inneren Umschlagblatt klebte,<br />
fand er die aktuelle Adresse: das Seaside Senior Parkhotel.<br />
Wilson pfiff leise. Das Seaside Senior Parkhotel war das,<br />
was auf dieser Erde dem Schlaraffenland am nächsten<br />
kam. Und er pfiff ein zweites Mal, als er das immer noch<br />
leere Feld für das Sterbedatum sah: Morony war jetzt<br />
hundertundvier. Wilson musste so schnell wie möglich mit<br />
dem alten Mann sprechen. Jemand, der hundertvier war,<br />
sollte keine Sachen mehr auf die lange Bank schieben.<br />
Dazu war zuwenig Bank übrig.<br />
Wilson hatte gerade die Akten verstaut, als die Tür<br />
aufging und Linda Smith eintrat, um sich wie üblich<br />
hinter ihren Schreibtisch zu setzen und nett auszusehen -<br />
welche anderen Aufgaben sie noch wahrnahm, hatte er nie<br />
herausfinden können. Sie war überrascht, Wilson um diese<br />
Zeit schon hier zu finden.<br />
≫Ich bin heute unterwegs. Wichtige Ermittlungen≪, warf<br />
er ihr zu, als er nach draußen eilte.<br />
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