Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

hatte einen hölzernen Ausdruck angenommen und er
blickte stur auf einen Punkt zwanzig Zentimeter neben
und zwei Meter hinter Brendas Kopf.
≫Was für Anweisungen?≪ Brendas Stimme war schärfer
geworden.
≫Ein Haftbefehl. Richterlich unterzeichnet.≪
≫Herzeigen!≪ Wilsons Hände hatten das Papier schon
aus seiner Tasche gezogen und hingereicht, bevor sein
Gehirn realisierte, dass er hier Befehle von einem Zivilisten
entgegennahm. Noch schlimmer: von einem weiblichen
Zivilisten. ≫Homestetter. Ich habe mich immer gefragt,
wozu der alte Narr gut ist.≪
≫Es ist ein gültiger Haftbefehl. Ich muss ihn
durchführen.≪
≫Schlagen sie sich das aus dem Kopf, Wilson, oder sie
bekommen es mit mir zu tun.≪ Hinter ihnen hatte sich die
Tür geräuschlos geöffnet.
≫Lass gut sein, Brenda. Ich habe das bereits erwartet≪,
sagte Lutetia. Sie sah gefasst aus. Als hätte sie das
erwartet. Hinter Lutetia tauchte Harolds besorgtes Gesicht
auf.
≫Bist du in Schwierigkeiten?≪ fragte er. ≫Ich habe immer
gedacht, Marx ist das schwarze Schaf in der Familie. Das
ausgerechnet du... Das war taktlos oder?≪ Alle im Raum
nickten. Wilson glaubte, diesen Moment nutzen zu können,
griff Lutetia am Arm und wollte sie so schnell wie möglich
nach draußen ziehen. Er hätte auch versuchen können,
einen Eisberg hinter sich her zu schleppen. Lutetia bewegte
sich keinen Millimeter.
≫Nehmen sie ihre Hand da weg≪, sagte sie. ≫Oder das
letzte was sie erleben werden ist, was Widerstand gegen die
Staatsgewalt wirklich bedeutet.≪ Wilson zog seine Hand
weg, als hätte er sich verbrannt.
≫Wenn sie mir bitte folgen würden.≪
≫Schon besser.≪
Lutetia folgte Wilson auf eine Art und Weise, dass dieser
kaum hinterherkam. Lange bevor sie das Polizeirevier
erreichten, sah Murdok sie aus seinem abgedunkelten
266