Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

≫Mist!≪ fauchte Lutetia das Gerät an, als sie nach fünf
Sekunden den Stecker zog. Der Transport war für die
Anlage zu viel gewesen: es machte aus einem Adagio ein
Stakkato. Sie versuchte das Gerät zu reparieren, aber
selbst nach ungehemmter Gewaltanwendung trat keine
Verbesserung ein.
≫Darf ich?≪ fragte George schüchtern, wartete aber nicht
Lutetias Antwort ab. Noch bevor sie protestieren konnte,
verschlug ihr das, was sie sah, die Sprache.
George hatte eine schwarze Mappe, die klein genug war um
in seine Hosentasche zu passen, herausgeholt und geöffnet.
Wie chirurgisches Besteck glänzten Werkzeuge im Licht,
von winzigen Schraubendrehern und feinen Pinzetten bis
hin zu handlichen, aber undefinierbaren Metallhaken.
Virtuos zuckten Georges Finger über die Mappe, um das
geeignetste Instrument auszuwählen und in Sekunden den
CD-Spieler in seine Einzelteile zu zerlegen. George sah sich
nach Lutetia um, so als wollte er sichergehen, dass er ihre
volle Aufmerksamkeit besaß und hielt ein kleines Teil in die
Luft, welches er wohl für den Urheber des Übels hielt. Sie
registrierte, dass ihr Mund offenstand und klappte ihn zu.
George lächelte zufrieden wie ein Zauberkünstler, dem ein
besonders schwieriger Trick gelungen ist und widmete sich
dem Gerät. Zehn Minuten später erfüllte leise, romantische
Musik den Raum.
≫Ich kann vieles≪, sagte er.
Am nächsten Morgen holte der Gedanke an den Fund
im Keller Lutetia ein. George war kurz nach seinem
Kunststück gähnend gegangen - er hätte einen langen Tag
hinter sich.
Der neue Tag begann mies, was vor allem an dem von Harold
zubereiteten Frühstück lag. Harold war der Meinung,
dass Corn Flakes eine vollständige und gesunde Mahlzeit
darstellten und vor allem eine, die seine Kochkünste nicht
überstieg. Nachdem er eine Packung mit Restbeständen
gefunden und die Schimmelpatina entfernt hatte, reichte
es für drei kleine Portionen. Augenblicke später stellte er
fest, dass er als Einziger aß.
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