Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

in nicht ganz herzlos. Wer bin ich, dass ich das Leben
eines irregeleiteten jungen Menschen zerstöre? Ich habe
nichts gegen deine Gärtnerei. Bei fünfundsiebzig Prozent
Gewinnbeteiligung.≪
≫...Wucher...≪
≫Das ist der Preis der Freiheit. Das oder Knast. Überleg’s
dir.≪
≫Du bist nicht die erste, die auf so eine Taktik kommt.
Und er scheint besser darin zu sein.≪ George war sich
nicht sicher, ob Lutetia ihn gehört hatte. Sie starrte
gedankenversunken vor sich hin. Seine Worte schienen sie
nicht zu erreichen.
≫Nein, nicht besser≪, sagte sie nach einer Weile. ≫Nur
etwas mehr Erfahrung. Und Heimvorteil. Aber das werde
ich ihm austreiben.≪
Murdok verließ das Büro früher als üblich ohne zu sagen
wohin. Das würde zwar auffallen und Jenny würde sich
darüber das Maul zerreißen - falls ihre beschränkte Phantasie
es schaffte, ihm eine Affäre anzudichten. Aber an
dem Ort, wohin er wollte, gingen die Leute früh schlafen.
Punkt sieben, um genau zu sein. Zumindest wurden da die
Zellenschlüssel umgedreht.
Auf seinem Weg nach draußen versuchte ein Gedanke
sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Zuerst war es nur
ein vages Gefühl als hätte er etwas vergessen. Als subtile
Mittel nichts halfen, fegte der Gedanke alles beiseite und
schaffte es für ein paar Sekundenbruchteile, gegen Murdoks
natürliche Instinkte anzukommen, die schwer befestigte
Stellungen im Zentrum von Murdoks Bewusstsein hatten,
und die Steuerung zu übernehmen. Der Gedanke drehte
Murdoks Kopf nach rechts.
Dort war Brendas Büro.
Brendas leeres Büro.
Sie war seit Tagen nicht mehr hier erschienen. Und sie
hatte auch keine Lageberichte erstattet. Warum? Ein
Anflug von Sorge begann sich in Murdok breit zu machen.
Er würde dem nachgehen, sobald er zurück war.
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