Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki
Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki
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Verkehrsunfall, soviel ich weiß. Wirklich tragisch. Wissen<br />
sie, was Einsamkeit für einen so romantischen Menschen<br />
bedeutet?≪ Natürlich weißt du es, dachte Murdok. Wer<br />
sonst liest Wagenladungen voller Liebesschnulzen, besucht<br />
jede Singleparty und gibt Bekanntschaftsannocen auf, die<br />
mehr oder weniger sagen: Ich nehme jeden? Und wer ist<br />
immer noch allein? ≫Er sehnt sich nach einer glücklichen<br />
Familie≪, fuhr er laut fort. ≫Er ist mit seinen Kindern<br />
hierher gezogen, um sie vor den Gefahren der Großstadt<br />
zu bewahren - obwohl das Gift für seine Karriere ist.<br />
Haben sie schon mal einen Mann erlebt, der das für seine<br />
Familie tut?≪ Brenda sah immer noch nicht auf, aber ihre<br />
Hände hielten still. Murdok konnte sich denken, warum<br />
Brenda ihn nicht ansah. Ihre Augen waren wahrscheinlich<br />
mittlerweile rot und feucht. Und es gab Anblicke - heulende<br />
Frauen gehörten dazu - die er sich ersparen wollte, zumal<br />
sein Abendessen nicht so gut war, dass er es wiedersehen<br />
wollte. Sie würde zwar nicht sofort zuschnappen, aber er<br />
wollte einige Worte hinterlassen, Gedanken, die sich in<br />
Brendas Unterbewusstsein eingraben, ihren Widerstand<br />
aushöhlen und sie schließlich dazu bewegen würden,<br />
freiwillig zu den <strong>Stubbs</strong> zu gehen. Doch um ganz sicher zu<br />
gehen, musste er tiefer in die Trickkiste greifen. ≫Tja≪,<br />
seufzte er scheinbar gedankenverloren, ≫er ist eben ein<br />
Romantiker der alten Schule. Liebevoll, familiär, treu -<br />
alles, was eine Frau sich wünscht. Zugegebenermaßen kein<br />
großer Handwerker, aber schließlich kann er sich einen<br />
leisten. Und er hat große Hände, nahezu riesig. Das sind<br />
echte Pranken!≪ Ein kleines Zucken in Brendas betont<br />
desinteressierter Haltung verriet, dass die letzten Worte<br />
angekommen waren. Warum auch immer Brenda nach<br />
Männern mit großen Händen suchte - Murdok war es<br />
egal und er wollte auch gar nicht wissen, was sie mit den<br />
großen Händen anstellen wollte - aber dieser Punkt war in<br />
jeder ihrer Anzeigen aufgetaucht. Was immer es war, für<br />
Brenda musste es das A und O einer Beziehung sein. Sich<br />
durch Brendas Bekanntschaftsanzeigen zu wühlen hatte<br />
sich gelohnt.<br />
Sie hatte sich immer noch nicht bewegt, sondern starrte<br />
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