Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

sich vorgestellt hatte, aber wenigstens reichte sie ihm die
Hand, gab ihm eine Tasse Tee und sah nach, ob er sich
wirklich nicht verletzt hatte. Wenn sie fünfzig Jahre jünger
gewesen wäre, wäre es Wilson nicht so peinlich gewesen.
Später, als sich die Aufregung gelegt hatte und der Vorfall
vergessen war, fiel ihm ein, was Murdok gemurmelt hatte.
Und mit Gefühlen von Hass und Verbitterung fragte er
sich den Rest des Tages, was Murdok mit Brillant! gemeint
hatte.
Wilson wurde aus seinen Grübeleien gerissen, als er
Murdoks Gebrüll hörte.
≫Wilson! Herkommen, sofort!≪ Murdok stand im Polizeirevier,
breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt.
≫Die Umverlegung ist da! Nachuntersuchung. Sie bringen
sie hoch in die Zelle und machen den ganzen Papierkram.≪
Dann schien er einen Moment zu überlegen. ≫Wo
wir grad dabei sind: erledigen sie das auch gleich mit.
Wenn wir schon Gäste haben, dann wenigstens volles Haus.
Die können morgen beide mitnehmen.≪ Wilson sah das
Dokument, das Murdok ihm in die Hand gedrückt hatte
- ein Haftbefehl. Eine echte Verhaftung, wasserdicht, mit
richterlicher Unterschrift - das entschädigte für vieles.
Für Wilson verging der Rest des Nachmittags im Flug. Es
gab einen Moment der Irritation, als aus dem Transporter
statt der erwarteten Ms. Bellheart ein Testosteronkoloss
ausstieg, aber die Besatzung des Gefangenentransports
klärte ihn schnell auf. Adora hatte während der ganzen
Fahrt gelächelt und Melodien gesummt. Was die Männer
der Spezialeinheit an den Rand der Panik gebracht hatte.
Jemand wie Bellheart auf Drogen war das gleiche wie ein
Pitbull im Kindergarten.
Wilson merkte davon nichts. Wie selbstverständlich griff
er Bellheart am Oberarm, führte sie vorschriftsmäßig nach
oben und verschloss die Zelle. Eine halbe Stunde später
ließ er ihr vom Chinesen das Abendessen kommen und
beschäftigte sich ansonsten mit Protokollen. Er hatte
sich des dramatischen Effektes wegen entschieden, für die
Verhaftung den Einbruch der Dunkelheit abzuwarten.
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