Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki
Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki
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entdeckt. So ausgerüstet, kehrte er in den Keller zurück.<br />
Die Nachricht über die <strong>Stubbs</strong> hatte sich in der kleinen<br />
Stadt in Windeseile verbreitet. Nur die wenigsten machten<br />
sich Gedanken darüber. Dem größten Teil genügte<br />
eine oberflächliche Beschreibung des einzigen weiblichen<br />
Zugangs. Die enthielt normalerweise die Phrase ≫mächtig<br />
Holz vor der Hütte≪.<br />
Während <strong>Lutetia</strong> das Abendessen zubereitete - eine<br />
Aufgabe, die sie nur übernommen hatte, um nicht zu verhungern<br />
- gingen ihr verschiedene Gedanken nicht aus dem<br />
Kopf. Etwas war merkwürdig an diesem Ort und seinen<br />
Bewohnern. So, als würde jeder sie beobachten. Dank ihrer<br />
Aufmachung war <strong>Lutetia</strong> gewöhnt beobachtet oder besser<br />
angegafft zu werden. Aber das hier kam einer Observierung<br />
gleich. Andererseits konnte es tatsächlich an der ihr bis<br />
dahin unbekannten Mentalität von Kleinstädtern liegen.<br />
Die Frage:<br />
≫Was gibt es zu essen?≪ unterbrach ihre Gedanken.<br />
≫Gemüsegrillspieße≪, antwortete sie strahlend und beobachtete<br />
zufrieden, wie sich die Angesichter der restlichen<br />
Familie verdüsterten. Schließlich räusperte sich Harold.<br />
≫Wir sollten wirklich eine Haushälterin anstellen≪, meinte<br />
er. ≫Solange werden wir uns beim Kochen abwechseln.<br />
Morgen bist du dran, Marx.≪ <strong>Lutetia</strong> hatte die indirekten<br />
Vorteile vegetarischer Küche erkannt.<br />
Die Mikrowelle verkündete mit einem traurigen Ping, dass<br />
das heutige Abendmenü zum Verzehr bereit sei, während<br />
im Radio Musik für einsame Herzen lief, die sogar eine<br />
Gute-Laune-Fee in depressiven Selbstmord treiben konnte.<br />
Allein der Scotch gurgelte fröhlich aus der Flasche ins<br />
Glas und durch Brendas Kehle, wo er den Rest des Inhalts<br />
wieder traf. Dabei hatte der Abend nach ihrer Planung<br />
anders verlaufen sollen. Ein elegant gekleideter Gentleman<br />
hätte aus seiner Limousine steigen und an ihre Tür klopfen<br />
sollen, um sie in ein vornehmes Restaurant auszuführen;<br />
optional mit anschließender Varietévorstellung. Zu später<br />
Stunde würde er sie nach Hause fahren, bis an die Tür<br />
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