Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

einen Moment sah es aus, als wollte er sich auf seine
Mutter stürzen, aber dann rannte er aus dem Zimmer. Er
knallte die Haustür zu, dass die Gläser im Schrank klirrten
und verschwand um die nächste Ecke. Amanda stand
versteinert da. Warum hatte sie so die Fassung verloren?
Es musste das Alter sein. Das Alter und die Nerven. Henry
konnte doch nicht wirklich etwas herausfinden? Nein, das
war unmöglich. Es war zu lange her.
Murdok war kein besonders gläubiger Mensch. Der Anblick
der Kirche erinnerte ihn nicht an sein Seelenheil, sondern
an eine unbescheidene Spendenbitte des Pfarrers, die vor
einer Woche auf seinem Schreibtisch gelandet war. Und er
erinnerte ihn an Amandas Bemerkung über ihre Beichte.
Murdok beschloss, etwas Ähnliches zu tun.
Bellington erkannte den Mann, der jetzt die Kirche betrat
und der zu Ostern und Weihnachten die Andacht besuchte.
Und der die städtischen Spendenschecks überreichte. Das
war jemand, zu dem man freundlich sein sollte und den
man nicht anschnauzt, weil er an der spannendsten Stelle
des Sinclairs reingeplatzt ist.
≫Was kann ich für sie tun?≪ fragte er und eilte Murdok
entgegen.
≫Pfarrer Bellington≪, rief Murdok. ≫Ich hätte sie in den
Shorts kaum erkannt. Ich will beichten.≪ Die Gesichtszüge
des Geistlichen entgleisten. In seinem Kopf überschlug er
die Anzahl der Jahre, die Murdok nicht gebeichtet hatte
mit der wahrscheinlichen Menge an dessen Sünden.
≫Ich weiß nicht, ob das günstig ist. Ich muss in drei
Stunden den Gemeindeabend leiten.≪
≫Das sollte reichen. Ich habe nicht sehr viel gesündigt.≪
≫Lügner sind dem Herrn eine Abscheulichkeit≪, entfuhr
es Bellington.
≫Wir brauchen nicht in den Beichtstuhl zu gehen. Warum
setzen wir uns nicht gleich da vorn auf die Bank?≪ Murdok
schritt voran, ohne dass Bellington ihn stoppen konnte.
≫Wie aufmerksam≪, bemerkte Murdok, als er vorn
stand. ≫Eine Flasche Gin. Es gibt nichts Erfrischenderes.
Irgendwo ein Glas?≪ Bellington nickte und versuchte
232