Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

≫Schwachsinn! Die Alte hasst mich. Da rüber!≪ Morony
dirigierte sie zu einem kleinen, künstlich angelegten See.
Mannshohes Schilf blockierte die Aussicht zum Haupthaus
- und umgekehrt. Das war offensichtlich der Grund, warum
Morony hierher wollte. Kaum hatten beide den Flecken
erreicht, als er aus einer seiner Taschen eine riesige Zigarre
hervorholte und anzündete. Sekunden später war alles
in grauen, stinkenden Nebel gehüllt. Morony lehnte sich
zurück und entspannte sich.
≫Sie ist trotzdem freundlich zu ihnen≪, sagte Wilson
schließlich.
≫Wer?≪ fragte Morony.
≫Die Oberschwester. Sie könnte sie auch rausschmeißen.≪
Moronys Antwort war ein meckerndes Lachen.
≫Könnte, aber tut se nich! Ich bin ne Gans, die goldene
Eier scheißt.≪ Morony paffte weiter. ≫Was wolln se wissen?≪
fragte er schließlich.
≫Ich bin über eine alte Sache gestolpert in der sie
ermittelt haben. In den Akten und Zeitungen steht nicht
viel, da dachte ich...≪
≫...n paar Erste-Hand-Erfahrungen wären nich schlecht.
Muss se enttäuschen, Junge. Bin seit dreißig Jahren
aus’m Spiel. Hier oben is nich mehr viel übrig.≪ Morony
musterte Wilson von oben bis unten. Hätte Wilson mehr
Menschenkenntnis gehabt, wäre ihm klar gewesen, dass
Morony nicht vergesslich sondern vorsichtig war.
≫Vor etwa dreißig Jahren - das war kurz vor ihrer Pensionierung
- ist in Borough Thomas Burk verschwunden. Und
er hat den größten Teil der Stadtkasse mitgenommen.≪
≫Hmm. Schleimige alte Kanalratte. Nich genug Hirn um
ne Walnussschale zu füllen.≪
≫Warum haben sie ihn dann nicht erwischt?≪ Morony
lachte sein meckerndes Lachen.
≫Das war gut. Mal überlegen.≪ Eine Weile saß Morony
da, starrte in den Himmel und blies gedankenverloren
Rauchringe. ≫Das war geplant. Von jemand mit mehr
Grips als Burk.≪
≫Wieso?≪ Morony sah Wilson lange nachdenklich an und
zuckte mit den Schultern.
111