31.10.2013 Aufrufe

Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

Lutetia Stubbs - Matthias Czarnetzki

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

fest entschlossen war, ihr jeden Wunsch von den Augen<br />

abzulesen.<br />

≫Hallo, wen haben wir denn da?≪ Die ungewöhnlich<br />

durchdringende Stimme riss <strong>Lutetia</strong> aus ihren Gedanken.<br />

Außer der Inhaberin entdeckte sie zwei oder drei Kundinnen<br />

älterer Bauart und war sich sicher, noch einige<br />

Augenpaare hinter Regalen und Zeitschriftenständern<br />

entdeckt zu haben, die sie alle wie die Hauptattraktion<br />

einer Kuriositätenschau betrachteten. <strong>Lutetia</strong> ließ ihren<br />

Blick durch den Laden schweifen, während die penetrante<br />

Stimme weiter auf sie einredete.<br />

≫Mein Name ist Violet. Was kann ich für dich tun?≪<br />

≫Nichts≪, antwortete <strong>Lutetia</strong> in der vagen Hoffnung,<br />

damit den Redestrom abzuschneiden.<br />

≫Kein Problem. Sieh dich nur um - ich habe hier alles,<br />

was es in den großen Kaufhäusern auch gibt - nur auf<br />

kleineren Raum, wie ich immer sage.≪ Pflichtgemäß kam<br />

ein gehorsames Kichern der anwesenden Damen, um zu<br />

bestätigen, das sie so etwas wirklich immer sagte. ≫Und<br />

ich habe extra noch ein paar von den ausgerasteten Sachen<br />

besorgt, die die Leute aus der Großstadt immer haben<br />

wollen. Da in der Kühltruhe hinter dir liegen frische<br />

Austern, falls du welche haben willst, Schätzchen.≪ Von<br />

dieser Frau als Schätzchen bezeichnet zu werden, dachte<br />

<strong>Lutetia</strong>, kam einer schweren Beleidigung gleich. Violet<br />

schien das nicht zu bemerken. ≫Weiß gar nicht, warum die<br />

ganzen vornehmen Leute dauernd dieses glibbrige Zeug<br />

schlürfen wollen.≪ Die Antwort kam aus der Richtung des<br />

Zeitungsständers.<br />

≫Sex≪, sagte eine Frau, die <strong>Lutetia</strong>s Schätzung nach<br />

die Siebzig schon erreicht haben musste. Und auf ihrem<br />

Lebensweg wahrscheinlich eine ganze Menge mitgenommen<br />

hatte.<br />

≫Ja. Da steht er wie ein Hammer≪, ergänzte eine zweite<br />

Frau - zweifellos ihre Schwester. ≫Hättest deinem Mann ein<br />

paar beschaffen sollen.≪ Violets Gesicht behielt seine Form.<br />

Nur ihre Stimme klang jetzt wie sibirischer Ostwind, der<br />

dreißig Grad unter Null und zwei Meter Schnee verheißt.<br />

≫Wenn sie nichts kaufen wollen, gehen sie. Die Bücherei ist<br />

37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!