OKKULTISMUS MYSTIK - Adolf Martin Oppel

5
DAS SCHICKSAL UND ENDE DES
DENKERS.
Es hatte sich etwas abgespielt,
das den Christen an den verlorenen
Sohn der Bibel erinnert. Mitten in
dieser Geschichte stehen wir jetzt.
Dasein, leben und sterben sind die drei dem Selbstbewusstsein
des Alltagsmenschen unentbehrlichen Begriffe. Die beiden
ersten Zustände sind seine Lust. Das Sterben aber nimmt ihn
hinweg aus dem Bereich dieses seines Selbstbewusslseins und ist
ihm wie ein Nichtdasein und Nichtleben. Alle seine Sorgen bewegen
sich schließlich in den Ideen, die ihm das etwaige Nichtdasein
hervorruft. Das Dasein gäbe er allenfalls noch daran,
wenn er sich des Fortlebens bewusst wäre. Um das ewige Leben
zu erwerben, um das Selbstbewusstsein davon wendet er sich an
eine höhere Macht. Von seinem Gott, den er sich »ewig« denkt,
erhofft er sich das Geschenk der Fortdauer. Zu seinem ewigen
Gott will auch er gelangen nach seinem Tode. Den Schauplatz
seines Daseins verließe er und würde schließlich auch alles, woran
er hing, daransetzen, wenn er nur sicher wäre, irgendwo weiterzuleben.
Wo ist aber nun das Positive in diesem Wirrsal, in das sich
der Mensch versetzt sieht? — Das einzige Positive darin ist sein
Wunsch, selber kein Ende zu nehmen. Würde er aufhören, diesen
Wunsch zu pflegen, so wäre es aus mit dem Dasein und Leben,
und es gäbe nur noch ein Verschwinden. Wohin? — Etwas das da
ist, oder das seit lange da war, wie wir sagen, kann nicht in nichts
verschwinden. Das ist ein Axiom für das Menschenwesen. Bliebe
der Mensch solchen Axiomen seines Wissens treu, so wäre er
allwissend. Aber wie er alles anzweifelt, so verwirft er auch sei-
96