Frieden im Fokus - Ziviler Friedensdienst
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Sanam-El-Naga, Juli 2002. Die öden Wüstenstraßen sind<br />
überflutet, der Regen hat den Boden in zähen Morast verwandelt.<br />
Trotzdem ist Wilhelm Böttrich so oft es geht vor<br />
Ort. Inzwischen sind in Sanam-El-Naga die ersten Siedler<br />
eingetroffen. Es sind weniger als geplant, nur ungefähr 500<br />
von den vorgesehenen 2000 Dinka-Familien: Die Helfer<br />
warten auf die zugesagten EU-Mittel, und auch die Bohrung<br />
von Brunnen zur Trinkwasserversorgung gestaltet sich<br />
schwieriger als angenommen, sodass sich die Umsiedlung<br />
verzögert. Trotzdem hat sich die SMU schon jetzt für das<br />
gesamte Projekt unverzichtbar gemacht. In zahlreichen Gesprächen<br />
mit den Neusiedlern und Mitgliedern der Gastgemeinde<br />
haben Böttrich und sein Helfer wichtige Informationen<br />
über die Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen<br />
zusammengetragen, die sie mit dem Projektmanagement der<br />
Trägerorganisationen in regelmäßigen Sitzungen besprechen.<br />
„Die SMU war gewissermaßen das Ohr des Unternehmens,<br />
indem sie die Anliegen der Siedler aufnahm, an das Projektmanagement<br />
weiterleitete und Rückmeldung gab“, erklärt<br />
Böttrich. „So ließen sich einige Spannungen vermeiden und<br />
die Arbeit besser koordinieren, vor allem in punkto Trinkwasserversorgung<br />
und Siedlungsplanung.“<br />
Überhaupt steht die SMU dem Konsortium der Hilfsorganisationen<br />
bei vielen Aktivitäten beratend zur Seite. So<br />
haben Böttrich und sein einhe<strong>im</strong>ischer Kollege zum Beispiel<br />
für die Einrichtung eines Kreditkomitees und eines landwirtschaftlichen<br />
Beratungsdienstes gesorgt, Institutionen,<br />
die den Siedlerfamilien den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern<br />
sollen. Praktisch ist die Arbeit der SMU allerdings<br />
nicht so einfach. Der täglich wachsende Berg an Aufgaben<br />
ist für zwei Personen nur schwer zu bewerkstelligen, und der<br />
Informationsfluss zwischen SMU und dem Projektmanagement<br />
ist auch nicht <strong>im</strong>mer opt<strong>im</strong>al. Außerdem lassen sich,<br />
solange noch Dreiviertel der neuen Siedler fehlen, kaum<br />
Maßnahmen einleiten, die zu einer funktionierenden Gemeindestruktur<br />
beitragen.<br />
Zwar läuft bislang alles gut: Die Nachbargemeinden sind<br />
friedlich, und es gibt ein Gemeindeentwicklungszentrum, das<br />
die Siedler mit Unterstützung der SMU eigenhändig aufgebaut<br />
haben und das inzwischen von allen Beteiligten für Veranstaltungen<br />
intensiv genutzt wird. Wilhelm Böttrich kann<br />
mit seiner Arbeit zufrieden sein. Doch er weiß auch, dass die<br />
Zeit knapp wird. Ende 2003 soll das Projekt auslaufen. Eine<br />
Verlängerung ist unausweichlich, wenn die Nachhaltigkeit<br />
der Maßnahmen gesichert werden soll. Und dann ist da noch<br />
die ständige Ungewissheit hinsichtlich der Sicherheit der<br />
Siedler. Auch in Darfur gibt es marodierende Banden und<br />
Rebellen. Besorgt steigt Wilhelm Böttrich in den Jeep und<br />
fährt zurück ins Büro in Nyala. Es gibt noch viel zu tun.<br />
Sanam-El-Naga, November 2003. Im Dorf herrscht lebendiges<br />
Treiben. Unter sengender Sonne wird gehämmert,<br />
gesägt und gebaut; hier und da hört man sogar ein Kinderlachen<br />
– Zeichen der Zuversicht, die die Menschen hier gefasst<br />
haben. Alain Sitchet und sein Team kümmern sich mittlerweile<br />
um 1910 Familien. Im Februar hat der Politologe von<br />
Böttrich die Leitung der SMU übernommen, das Projekt ist<br />
um zwei Jahre verlängert worden. Heute wird Sitchet <strong>im</strong> Gemeindeentwicklungszentrum<br />
einen weiteren Workshop zur<br />
Konflikttransformation für das Management-Komitee der<br />
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