Frieden im Fokus - Ziviler Friedensdienst
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höfe und ungeöffnete anonyme Massengräber – traurige<br />
Bilanz eines 36 Jahre andauernden Bürgerkriegs zwischen<br />
Militär und Guerilla, bei dem rund 150 000 Menschen<br />
getötet wurden und mindestens 50 000 Menschen spurlos<br />
verschwanden. Viele Indígenas wurden von der Armee und<br />
den paramilitärischen Gruppen verschleppt, entführt oder<br />
zwangsumgesiedelt; einige konnten über die Grenze nach<br />
Mexiko fliehen.<br />
Auch heute – zwanzig Jahre nach den schwersten Verbrechen<br />
und knapp zehn Jahre nach dem <strong>Frieden</strong>sschluss – wissen<br />
viele der Hinterbliebenen nicht, was mit ihren Angehörigen<br />
passiert ist. Eine Ungewissheit, die es unmöglich macht,<br />
mit der Vergangenheit abzuschließen, zumal die Betroffenen<br />
oft Tür an Tür mit denjenigen leben müssen, die damals daran<br />
beteiligt waren, ihre Familienangehörigen zu töten oder<br />
verschwinden zu lassen. Die Gräueltaten der Täter bleiben<br />
ungesühnt; Folter und Völkermord werden lediglich auf dem<br />
Papier rechtlich verfolgt. Mit einer fatalen Folge: Das Wissen<br />
um die Straflosigkeit der Täter und die fehlende funktionierende<br />
staatliche Justiz schaffen ein Gefühl des totalen<br />
Ausgeliefertseins und der Abwesenheit von Gerechtigkeit –<br />
reichlich Zündstoff für neue Konflikte und Aggressionen.<br />
Was Fälle von Lynchjustiz anbelangt, hält Guatemala weltweit<br />
eine Spitzenposition.<br />
Für den <strong>Frieden</strong>sprozess der guatemaltekischen Nachkriegsbevölkerung<br />
sind die Exhumierungen daher von großer<br />
Bedeutung. Denn neben der heilenden Wirkung für die<br />
Angehörigen haben sie vor allem auch eine wichtige Funktion<br />
bei der Vorbereitung von möglichen Gerichtsprozessen<br />
<strong>im</strong> Kampf gegen die Straflosigkeit. Beide Aspekte stehen seit<br />
1999 <strong>im</strong> Zentrum der Arbeit vom CAFCA. Um die Wahrheit<br />
über die vergangenen Verbrechen ans Licht bringen zu<br />
können, muss die Qualität der Exhumierungen allerdings<br />
internationalen wissenschaftlichen Standards entsprechen –<br />
denn je stichhaltiger die Beweise, desto größer ist die Chance,<br />
dass die Täter auch zur Rechenschaft gezogen werden.<br />
Genau hier setzt die Arbeit von Udo Krenzer an. Im April<br />
2002 wurde der forensische Anthropologe nach Guatemala<br />
Stadt geschickt, wo er seitdem als Mitglied <strong>im</strong> CAFCA-<br />
Exhumierungsteam engagiert zur Professionalisierung und<br />
Vereinheitlichung der Exhumierungsarbeiten beiträgt. Ihm<br />
zur Seite stehen be<strong>im</strong> CAFCA noch vier weitere lokale Fachkräfte,<br />
die über den DED finanziert werden.<br />
Volles Programm<br />
Praktisch umfasst der Alltag von Udo Krenzer ein breites<br />
Spektrum an unterschiedlichen Aufgaben, die zeitlich nicht<br />
<strong>im</strong>mer einfach zu koordinieren sind. Zum einen ist da die<br />
Feldarbeit: Inspektionen und Exhumierungen werden terminlich<br />
von den öffentlichen Behörden best<strong>im</strong>mt, sodass<br />
die Mitglieder des Exhumierungsteams jederzeit auf Abruf<br />
bereit stehen müssen. Oft ist Krenzer – ausgerüstet mit<br />
Schaufel und Pinsel – unterwegs auf steinigen Bergpfaden zu<br />
den abgelegenen Dörfern, die meist mehrere Stunden von<br />
der Hauptstadt entfernt liegen. Dort führt er und sein Team<br />
Ausgrabungsarbeiten durch oder spricht mit den Dorfbewohnern,<br />
um möglichst viele Informationen über die Vermissten<br />
zu erhalten und Vergleichsdaten zu sammeln. Meist<br />
haben sie einen Übersetzer dabei, denn die Einhe<strong>im</strong>ischen<br />
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