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Frieden im Fokus - Ziviler Friedensdienst

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ähnlichen Problemen konfrontiert. In Bethlehem gibt es<br />

eben keinen Feierabend vom Konflikt.<br />

In kleinen Schritten zum Erfolg<br />

Und trotzdem: Bei allem, was der Konflikt täglich in Frage<br />

stellt, haben Matthias Wittrock und die Mitarbeiter vom<br />

CCRR in den zwei Jahren der Zusammenarbeit Beachtliches<br />

geleistet. Inzwischen verfügt das CCRR über ein periodisch<br />

erscheinendes Magazin, den „Tree of Hope“, und auch an<br />

einer eigenen Homepage wird gearbeitet. Durch die Evaluierung<br />

der Trainings und die Opt<strong>im</strong>ierung der Projektplanung<br />

konnten wichtige neue Programme initiiert und mit<br />

EU-Unterstützung umgesetzt werden. So ist es zum Beispiel<br />

<strong>im</strong> Rahmen des „Young Politicians Project“ gelungen, an fast<br />

allen palästinensischen Universitäten Vertreter zum Teil miteinander<br />

verfeindeter Gruppen an einen Tisch zu bringen.<br />

Im Vorfeld der Wahlen wurde über demokratische Werte<br />

und parlamentarische Spielregeln diskutiert, die als echte<br />

Chance zum politischen Parteienstreit begriffen wurden.<br />

Das Programm leistete damit einen wichtigen Beitrag zur<br />

friedlichen Politisierung der oft frustrierten und entmutigten<br />

Jugendlichen. Darüber hinaus konnten Wittrock und das<br />

CCRR-Team aber auch grenzübergreifende Programme einleiten:<br />

So startete das CCRR zusammen mit der „School of<br />

Peace“ des israelisch-palästinensischen <strong>Frieden</strong>sdorfes Neve<br />

Shalom/Wahat al-Salam das derzeit größte Begegnungsprojekt<br />

zwischen palästinensischen und israelischen Journalisten.<br />

Regelmäßig kommen Medienvertreter beider Seiten<br />

zusammen und diskutieren in moderierten Treffen darüber,<br />

warum es sinnvoll ist, mehr über den <strong>Frieden</strong> und weniger<br />

über den Krieg zu schreiben. Ein großer Erfolg auch deshalb,<br />

weil sich Israelis und Palästinenser hier als zivile Menschen<br />

begegnen und verstehen lernen, dass auf der jeweils „anderen<br />

Seite“ nicht nur Uniformträger sondern ebenso Menschen<br />

mit Alltagssorgen leben.<br />

Die Projekte des CCRR sind kleine, aber wichtige Schritte<br />

<strong>im</strong> Prozess der gegenseitigen israelisch-palästinensischen Annäherung<br />

und sie bleiben nicht ohne Wirkung. Inzwischen<br />

bekunden sogar einige Fatah-Gruppen zunehmendes Interesse<br />

am gewaltfreien Widerstand. Noch ist das CCRR allerdings<br />

– schon aufgrund der hohen Personalfluktuation – auf<br />

personelle Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Seit Oktober<br />

2005 ist deshalb eine neue <strong>Frieden</strong>sfachkraft vor Ort. Sie<br />

heißt Carola Becker und wird das, was Matthias Wittrock<br />

begonnen hat, in den nächsten zwei Jahren fortführen. Eine<br />

anspruchsvolle Aufgabe. Projektmanagement, Programmentwicklung,<br />

Evaluierung und Öffentlichkeitsarbeit wird sie<br />

bewältigen müssen und gleichzeitig stets als Grenzgängerin<br />

wahrgenommen werden. Wie Matthias Wittrock wird auch<br />

sie dabei manchmal am eigenen Konzept der Allparteilichkeit<br />

zweifeln. Und gemeinsam mit den CCRR-Mitarbeitern<br />

trotzdem versuchen, demokratische und friedensfördernde<br />

Werte zu vermitteln.<br />

Mit jedem Tag, an dem über Bethlehem die Sonne aufgeht,<br />

werden die Schatten der Mauer auch ein kleines bisschen<br />

kürzer. Fast unmerklich zwar, aber doch beständig.<br />

Weil hier, wo die Politik versagt, die Menschen den <strong>Frieden</strong>sprozess<br />

selbst in die Hand nehmen. Weil es in Israel und<br />

Palästina nicht nur Gewalt und Extremismus gibt, sondern<br />

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