Frieden im Fokus - Ziviler Friedensdienst
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Siedler leiten – nur eine von zahlreichen Aktivitäten, die die<br />
SMU inzwischen durchführt. Die Einheit ist jetzt ein richtiges<br />
Team: Ein Dinka Agar aus Rumbek und eine Frau aus<br />
Nubien <strong>im</strong> Norden des Landes fungieren als Assistenten, und<br />
auch zwei Feldarbeiter sind hinzugekommen, beide Dinka.<br />
Sie sind permanent vor Ort, was Sitchet die Koordination<br />
und Kommunikation – auch mit dem Projektmanagement<br />
– ein wenig erleichtert.<br />
Und koordiniert werden will so einiges: So sollen zum<br />
Beispiel sozial schwächere Gruppen – Jugendliche und<br />
Frauen – in der Gründung von Eigeninitiativen unterstützt<br />
werden, eine Maßnahme, die angesichts der patriarchalischen<br />
Strukturen der Dinka-Gesellschaft nur mit sehr viel Feingefühl<br />
umgesetzt werden kann. Anfragen von Siedlern nach<br />
Möglichkeiten der Erwachsenenbildung und der Einrichtung<br />
eines Kindergartens werden weitergeleitet und gemeinsam<br />
mit dem United Nations Children’s Fund (UNICEF)<br />
und Save the Children bearbeitet. Außerdem betreuen Sitchet<br />
und sein Team die Siedler inzwischen in allen Fragen<br />
der Gemeindeorganisation. Und daneben müssen sie natürlich<br />
auch weiterhin die gesellschaftliche Entwicklung in Sanam-El-Naga<br />
<strong>im</strong> Blick behalten: Kleinere Konflikte bleiben<br />
bei dieser Menge an Menschen nicht mehr aus, sie können<br />
jedoch meist friedlich gelöst werden. Nicht zuletzt deswegen,<br />
weil die SMU durch ihr hohes Engagement bei allen Beteiligten<br />
inzwischen hoch <strong>im</strong> Kurs steht. Sie ist Ansprechpartner,<br />
Vermittler und Berater zugleich. Eine Rolle, die Sitchet und<br />
sein Team vor allem während der ersten Sicherheitskrise unter<br />
Beweis gestellt haben. Denn in diesem Jahr wurden die<br />
Siedler schon mehrmals von bewaffneten Nomaden überfal-<br />
len, arabischen Rizeigat, die bei ihren Überfällen 100 Ziegen,<br />
mehrere Kühe und einen Pferdekarren gestohlen haben.<br />
Die Situation drohte zu eskalieren, als die Siedler erhöhte<br />
Bereitschaft zeigten, sich zur Wehr zu setzen. „Glücklicherweise<br />
waren wir in der Lage, in enger Zusammenarbeit mit<br />
den anderen Einheiten und durch intensive Lobbyarbeit das<br />
Problem zu lösen“, sagt Sitchet.<br />
Doch die SMU hat mehr getan als das. Sie hat auch dafür<br />
gesorgt, dass künftig mehr Sicherheitskräfte in der Siedlung<br />
präsent sind. In zahlreichen Gesprächen ist es Sitchet<br />
und seinem Team gelungen, die zuständigen Behörden dazu<br />
zu bewegen, weitere Polizisten zu schicken und 15 junge<br />
Siedler in der Polizeischule von Nyala für den Einsatz in der<br />
Siedlung auszubilden. Inzwischen drehen die Sicherheitskräfte<br />
permanent ihre Runden – zu Pferde wohlgemerkt,<br />
auch dafür hat die SMU gesorgt. Trotzdem ist Alain Sitchet<br />
beunruhigt. Die Überfälle scheinen nur die ersten Vorboten<br />
für eine neue Welle der Gewalt zu sein. Denn die begonnenen<br />
<strong>Frieden</strong>sverhandlungen zwischen der Regierung und<br />
den Rebellen <strong>im</strong> Süden haben nun die Ansprüche diverser<br />
Bürgerkriegsparteien <strong>im</strong> Westen geweckt, sodass es in Darfur<br />
in letzter Zeit <strong>im</strong>mer häufiger zu blutigen Kämpfen zwischen<br />
Rebellen und arabischen Reitermilizen kommt. Einige Städte<br />
<strong>im</strong> Norden Darfurs sind bereits angegriffen worden, die<br />
Straße von Nyala nach Sanam-El-Naga ist inzwischen <strong>im</strong>mer<br />
öfter gesperrt. Wenn die Situation weiter eskaliert, wird die<br />
Betreuung der Siedler bald nicht mehr möglich sein. Gerade<br />
jetzt, wo sie neuen Mut zu fassen beginnen, wieder bereit<br />
sind, nach vorne zu blicken. Bekümmert betritt Sitchet das<br />
Gemeindeentwicklungszentrum.<br />
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