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Frieden im Fokus - Ziviler Friedensdienst

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Gefahr ein ständiger Begleiter ist und frage sie, ob sie die<br />

Sicherheitsbeschränkungen, denen ihr afghanischer Alltag<br />

unterliegt, nicht als Belastung empfindet. Tut sie nicht, obwohl<br />

es offenbar mehr Regeln gibt, als ich vermutet habe.<br />

Autofahren in Kabul zum Beispiel darf sie nur in Begleitung<br />

eines männlichen Fahrers – eine Regel, die sie streng<br />

befolgt, auch wenn der Fahrer in der Praxis meist auf dem<br />

Beifahrersitz landet. Überlandfahrten sind nicht gestattet,<br />

ebenso wenig wie Nachtfahrten oder Spaziergänge <strong>im</strong> Dunkeln.<br />

„Unsicher fühle ich mich eigentlich nicht“, sagt sie ein<br />

wenig nachdenklich. „Es ist vielleicht eher ein unbewusster<br />

Druck, der <strong>im</strong>mer da ist.“ Auswirkungen auf ihren Tatendrang<br />

scheint dieser allerdings nicht zu haben. Schon spielt<br />

sie mit dem Gedanken, nach den Workshops zur Mediation<br />

eventuell auch Diskussionsforen zur Geschichtsanalyse zu<br />

veranstalten, in denen sich die Teilnehmer mit der eigenen<br />

Geschichte auseinandersetzen, sie bewerten und beurteilen –<br />

ein kleiner, aber wichtiger Schritt auf dem Weg zur besseren<br />

Verständigung der Dorfgemeinschaften untereinander.<br />

Katja Richter sprüht nur so vor Ideenreichtum und Energie.<br />

Und das um acht Uhr abends, nach einem voll gepackten<br />

Arbeitstag und <strong>im</strong> Dunkeln sitzend. Nun, nicht ganz <strong>im</strong><br />

Dunkeln, wie ich schließlich herausfinde, denn sie hat eine<br />

alte Autobatterie zurechtgebastelt, an die sie bei Stromausfall<br />

eine kleine Lampe anschließen kann. „Kerzen gibt es hier nur<br />

die pakistanischen, und die brennen recht schnell runter“,<br />

sagt sie, und es klingt so, als wäre es in einem solchen Fall nur<br />

ganz natürlich, eine Autobatterie umzufunktionieren. Für<br />

mich, die ich allein damit überfordert wäre, steht fest: Katja<br />

Richter ist die richtige Frau am richtigen Ort. Kein Zwei-<br />

fel, dass sie am Hindukusch in den nächsten Monaten und<br />

Jahren noch so manch gute Idee in die Tat umsetzen wird<br />

– uneitel pragmatisch, mit einem bemerkenswerten kulturellen<br />

Feingefühl und einer Energie, die keinen Feierabend<br />

zu kennen scheint. Wer Katja Richter zuhört, wird begreifen,<br />

dass ihr das ein echtes Bedürfnis ist – den Menschen zu helfen,<br />

sich selbst zu helfen.<br />

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