07.11.2013 Aufrufe

Frieden im Fokus - Ziviler Friedensdienst

Frieden im Fokus - Ziviler Friedensdienst

Frieden im Fokus - Ziviler Friedensdienst

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

freilich nicht realisieren; hier ist eine enge Zusammenarbeit<br />

mit den zuständigen Behörden nötig.<br />

Die notwendigen Kontakte zur Kommunal- und Provinzverwaltung<br />

hat Annette Braun auch schon geknüpft: Erste<br />

Gespräche mit den Steuerschätzern haben stattgefunden,<br />

Zahlen sind verglichen und Handbücher gesichtet worden –<br />

mit Erfolg. Es bestehen gute Aussichten, dass das Projekt<br />

schrittweise umgesetzt werden kann. Für die Mitarbeiter<br />

von Balay Mindanaw ist die partnerschaftliche Kooperation<br />

mit der Verwaltung allerdings ein Novum, da sie normalerweise<br />

ausschließlich auf Bezirksebene arbeiten. Hier n<strong>im</strong>mt<br />

Annette Braun eine Art Vermittlerrolle ein und versucht, den<br />

methodischen Blick des Teams für die Zusammenarbeit auch<br />

mit den Behörden zu schärfen. Behutsam tut sie das und mit<br />

viel Feingefühl, denn wie von den anderen Mitarbeitern wird<br />

auch von ihr erwartet, dass sie sich ins Team einfügt. Hohes<br />

Engagement ist bei Balay Mindanaw zwar erwünscht, Einzelinitiativen<br />

werden hingegen eher kritisch beäugt.<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

Überhaupt, so wird <strong>im</strong> Gespräch deutlich, hat Annette<br />

Braun gründlich über die Möglichkeiten und Grenzen ihres<br />

Wirkens bei Balay Mindanaw nachgedacht. Inzwischen hat<br />

sie einen sicheren Blick dafür entwickelt, was machbar ist<br />

und was nicht. „Es war anfangs nicht ganz einfach, sich zu<br />

integrieren“, erzählt sie. „Wir mussten erst ein Gefühl dafür<br />

bekommen, wie die Leute hier arbeiten und was von uns<br />

erwartet wird.“ Mit „wir“ meint Annette Braun auch ihre<br />

deutsche Kollegin Svenja Schmelcher, die <strong>im</strong> Rahmen des<br />

ZFD Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising der Organisation<br />

unterstützt und mit der sie sich regelmäßig austauscht.<br />

Für beide waren die Arbeits- und Herangehensweisen der<br />

Filipinos zunächst fremd, „vor allem, weil hier <strong>im</strong>mer alles<br />

auch einen gewissen Unterhaltungswert hat, während wir in<br />

Deutschland viel sachbezogener und analytischer arbeiten“,<br />

sagt Annette Braun. „Außerdem gibt es gewisse Konflikte,<br />

über die man nicht redet. Sie sind „delicado“, wie man hier<br />

sagt, also zu gefährlich, um thematisiert zu werden. Als Außenstehender<br />

ist man da kulturell gar nicht genug eingebunden,<br />

um eigenständig zum Beispiel Trainings abzuhalten,<br />

weil man <strong>im</strong>mer Gefahr läuft, ins Fettnäpfchen zu treten.“<br />

Ähnlich umsichtig muss Annette Braun auch bei ihrer<br />

Arbeit mit den Higaonon-Gemeinden vorgehen, zumal es<br />

hier neben den kulturellen auch sprachliche Barrieren gibt.<br />

Zwar spricht sie inzwischen das auf Mindanao verbreitete<br />

Cebuano, doch haben die Higaonon ihre eigene Sprache,<br />

sodass sie hier auf einen Übersetzer angewiesen ist. Im Rahmen<br />

eines (von einem Kollegen übersetzten) Vortrags hat<br />

sie hier ganz bewusst einmal ihre Grenzen ausgetestet und<br />

der Higaonon-Gemeinde vorgeschlagen, eine Konfliktanalyse<br />

durchzuführen. Die Reaktionen fielen erwartungsgemäß<br />

verhalten aus: „Es gibt bei den Higaonon große Vorbehalte,<br />

ihre Ängste und Konflikte mit einer externen Person<br />

zu besprechen“, sagt sie. „Zumal es hier nicht nur um reelle<br />

Bedrohungen geht, sondern auch um irrationale Ängste, vor<br />

Hexen und Naturgeistern zum Beispiel, und um gehe<strong>im</strong>e<br />

Bräuche, die man Außenstehenden eben nicht anvertraut,<br />

schon gar nicht, wenn diese kein Higaonon sprechen.“ Trotz<br />

dieser kulturellen Hürden wird das Engagement der jungen<br />

96 97

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!