Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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verstand und faßte es nicht, fühlte nur Ahnung sich<br />
regen, ferne Erinnerung, göttliche Stimmen.<br />
<strong>Siddhartha</strong> erhob sich, unerträglich wurde das<br />
Treiben des Hungers in seinem Leibe. Hingenommen<br />
wanderte er weiter, den Uferpfad hinan, dem Strom<br />
entgegen, lauschte auf die Strömung, lauschte auf den<br />
knurrenden Hunger in seinem Leibe.<br />
Als er die Fähre erreichte, lag eben das Boot bereit,<br />
und derselbe Fährmann, welcher einst den jungen Samana<br />
über den Fluß gesetzt hatte, stand im Boot,<br />
<strong>Siddhartha</strong> erkannte ihn wieder, auch er war stark gealtert.<br />
»Willst du mich übersetzen?« fragte er.<br />
Der Fährmann, erstaunt, einen so vornehmen<br />
Mann allein und zu Fuße wandern zu sehen, nahm<br />
ihn ins Boot und stieß ab.<br />
»Ein schönes Leben hast du dir erwählt«, sprach der<br />
Gast.<br />
»Schön muß es sein, jeden Tag an diesem Wasser<br />
zu leben und auf ihm zu fahren.«<br />
Lächelnd wiegte sich der Ruderer: »Es ist schön,<br />
Herr, es ist, wie du sagst. Aber ist nicht jedes Leben, ist<br />
nicht jede Arbeit schön?«<br />
»Es mag wohl sein. Dich aber beneide ich um die<br />
deine.«<br />
»Ach, du möchtest bald die Lust an ihr verlieren.<br />
Das ist nichts für Leute in feinen Kleidern.«<br />
<strong>Siddhartha</strong> lachte. »Schon einmal bin ich heute um<br />
meiner Kleider willen betrachtet worden, mit<br />
Mißtrauen betrachtet. Willst du nicht, Fährmann, diese<br />
Kleider, die mir lästig sind, von mir annehmen?<br />
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