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Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf

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früher fremd und fern gewesen waren wie der Mond.<br />

So leicht es ihm gelang, mit allen zu sprechen, mit allen<br />

zu leben, von allen zu lernen, so sehr ward ihm<br />

dennoch bewußt, daß etwas sei, was ihn von ihnen<br />

trennte, und dies Trennende war sein Samanatum. Er<br />

sah die Menschen auf eine kindliche oder tierhafte Art<br />

dahinleben, welche er zugleich liebte und auch verachtete.<br />

Er sah sie sich mühen, sah sie leiden und grau<br />

werden um Dinge, die ihm dieses Preises ganz unwert<br />

schienen, um Geld, um kleine Lust, um kleine Ehren,<br />

er sah sie einander schelten und beleidigen, er sah sie<br />

um Schmerzen wehklagen, über die der Samana lächelt,<br />

und unter Entbehrungen leiden, die ein Samana<br />

nicht fühlt.<br />

Allem stand er offen, was diese Menschen ihm zubrachten.<br />

Willkommen war ihm der Händler, der ihm<br />

Leinwand zum Kauf anbot, willkommen der Verschuldete,<br />

der ein Darlehen suchte, willkommen der<br />

Bettler, der ihm eine Stunde lang die Geschichte seiner<br />

Armut erzählte, und welcher nicht halb so arm war als<br />

ein jeder Samana. Den reichen ausländischen Händler<br />

behandelte er nicht anders als den Diener, der ihn rasierte,<br />

und den Straßenverkäufer, von dem er sich<br />

beim Bananenkauf um kleine Münze betrügen ließ.<br />

Wenn Kamaswami zu ihm kam, um über seine Sorgen<br />

zu klagen oder ihm wegen eines Geschäftes Vorwürfe<br />

zu machen, so hörte er neugierig und heiter zu, wunderte<br />

sich über ihn, suchte ihn zu verstehen, ließ ihn<br />

ein wenig recht haben, ebensoviel als ihm unentbehrlich<br />

schien, und wandte sich von ihm ab, dem Nächsten<br />

zu, der ihn begehrte. Und es kamen viele zu ihm,<br />

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