Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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mit der Almosenschale aus, um in der Stadt Nahrung<br />
für diese Mittagsmahlzeit, die einzige des Tages, zu<br />
sammeln. Auch der Buddha selbst, der Erleuchtete,<br />
pflegte am Morgen den Bettelgang zu tun.<br />
<strong>Siddhartha</strong> sah ihn, und er erkannte ihn alsbald, als<br />
hätte ihm ein Gott ihn gezeigt. Er sah ihn, einen<br />
schlichten Mann in gelber Kutte, die Almosenschale in<br />
der Hand tragend, still dahin gehen.<br />
»Sieh hier!« sagte <strong>Siddhartha</strong> leise zu Govinda.<br />
»Dieser hier ist der Buddha.«<br />
Aufmerksam blickte Govinda den Mönch in der<br />
gelben Kutte an, der sich in nichts von den Hunderten<br />
der Mönche zu unterscheiden schien. Und bald erkannte<br />
auch Govinda: dieser ist es. Und sie folgten<br />
ihm nach und betrachteten ihn.<br />
Der Buddha ging seines Weges bescheiden und in<br />
Gedanken versunken, sein stilles Gesicht war weder<br />
fröhlich noch traurig, es schien leise nach innen zu lächeln.<br />
Mit einem verborgenen Lächeln, still, ruhig, einem<br />
gesunden Kinde nicht unähnlich, wandelte der<br />
Buddha, trug das Gewand und setzte den Fuß gleich<br />
wie alle seine Mönche, nach genauer Vorschrift. Aber<br />
sein Gesicht und sein Schritt, sein still gesenkter Blick,<br />
seine still herabhängende Hand, und noch jeder Finger<br />
an seiner still herabhängenden Hand sprach Friede,<br />
sprach Vollkommenheit, suchte nicht, ahmte nicht<br />
nach, atmete sanft in einer unverwelklichen Ruhe, in<br />
einem unverwelklichen Licht, einem unantastbaren<br />
Frieden.<br />
So wandelte Gotama der Stadt entgegen, um Almosen<br />
zu sammeln, und die beiden Samanas erkannten<br />
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