Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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Gegen das Ende von <strong>Siddhartha</strong>s Erzählung aber,<br />
als er von dem Baum am Flusse sprach und von seinem<br />
tiefen Fall, vom heiligen Om, und wie er nach<br />
seinem Schlummer eine solche Liebe zu dem Flusse<br />
gefühlt hatte, da lauschte der Fährmann mit verdoppelter<br />
Aufmerksamkeit, ganz und völlig hingegeben,<br />
mit geschlossnem Auge.<br />
Als aber <strong>Siddhartha</strong> schwieg und eine lange Stille<br />
gewesen war, da sagte Vasudeva: »Es ist so, wie ich<br />
dachte. Der Fluß hat zu dir gesprochen. Auch dir ist er<br />
Freund, auch zu dir spricht er. Das ist gut, das ist sehr<br />
gut. Bleibe bei mir, <strong>Siddhartha</strong>, mein Freund. Ich hatte<br />
einst eine Frau, ihr Lager war neben dem meinen,<br />
doch ist sie schon lange gestorben, lange habe ich allein<br />
gelebt. Lebe nun du mit mir, es ist Raum und Essen<br />
für beide vorhanden.«<br />
»Ich danke dir«, sagte <strong>Siddhartha</strong>, »ich danke dir<br />
und nehme an. Und auch dafür danke ich dir, Vasudeva,<br />
daß du mir so gut zugehört hast! Selten sind die<br />
Menschen, welche das Zuhören verstehen, und keinen<br />
traf ich, der es verstand wie du. Auch hierin werde ich<br />
von dir lernen.«<br />
»Du wirst es lernen«, sprach Vasudeva, »aber nicht<br />
von mir. Das Zuhören hat mich der Fluß gelehrt, von<br />
ihm wirst auch du es lernen. Er weiß alles, der Fluß,<br />
alles kann man von ihm lernen. Sieh, auch das hast du<br />
schon vom Wasser gelernt, daß es gut ist, nach unten<br />
zu streben, zu sinken, die Tiefe zu suchen. Der reiche<br />
und vornehme <strong>Siddhartha</strong> wird ein Ruderknecht, der<br />
gelehrte Brahmane <strong>Siddhartha</strong> wird ein Fährmann:<br />
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