Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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zu ihm gekommen war, sondern Leid und Sorge. Aber<br />
er liebte ihn, und lieber war ihm Leid und Sorge der<br />
Liebe, als ihm Glück und Freude ohne den Knaben<br />
gewesen war.<br />
Seit der junge <strong>Siddhartha</strong> in der Hütte war, hatten<br />
die Alten sich die Arbeit geteilt. Vasudeva hatte das<br />
Amt des Fährmanns wieder allein übernommen, und<br />
<strong>Siddhartha</strong>, um bei seinem Sohne zu sein, die Arbeit<br />
in Hütte und Feld.<br />
Lange Zeit, lange Monate wartete <strong>Siddhartha</strong> darauf,<br />
daß sein Sohn ihn verstehe, daß er seine Liebe annehme,<br />
daß er sie vielleicht erwidere. Lange Monate<br />
wartete Vasudeva, zusehend, wartete und schwieg. <strong>Eine</strong>s<br />
Tages, als <strong>Siddhartha</strong> der Junge seinen Vater wieder<br />
sehr mit Trotz und Launen gequält und ihm beide<br />
Reisschüsseln zerbrochen hatte, nahm Vasudeva seinen<br />
Freund am Abend beiseite und sprach mit ihm.<br />
»Entschuldige mich«, sagte er, »aus freundlichem<br />
Herzen rede ich zu dir. Ich sehe, daß du dich quälst,<br />
ich sehe, daß du Kummer hast. Dein Sohn, Lieber,<br />
macht dir Sorge, und auch mir macht er Sorge. An ein<br />
anderes Leben, an ein anderes Nest ist der junge Vogel<br />
gewöhnt. Nicht wie du ist er dem Reichtum und der<br />
Stadt entlaufen aus Ekel und Überdruß, er hat wider<br />
seinen Willen dies alles dahinten lassen müssen. Ich<br />
fragte den Fluß, o Freund, viele Male habe ich ihn gefragt.<br />
Der Fluß aber lacht, er lacht mich aus, mich und<br />
dich lacht er aus, und schüttelt sich über unsre Torheit.<br />
Wasser will zu Wasser, Jugend will zu Jugend,<br />
dein Sohn ist nicht an dem Orte, wo er gedeihen<br />
kann. Frage auch du den Fluß, höre auch du auf ihn!«<br />
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