Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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Die Pilgernden waren nicht mehr ferne von Vasudevas<br />
Fähre, als der kleine <strong>Siddhartha</strong> abermals seine<br />
Mutter zu einer Rast nötigte. Auch sie selbst, Kamala,<br />
war ermüdet, und während der Knabe an einer Banane<br />
kaute, kauerte sie sich am Boden nieder, schloß ein<br />
wenig die Augen und ruhte. Plötzlich aber stieß sie einen<br />
klagenden Schrei aus, der Knabe sah sie erschrocken<br />
an und sah ihr Gesicht von Entsetzen gebleicht,<br />
und unter ihrem Kleide hervor entwich eine kleine<br />
schwarze Schlange, von welcher Kamala gebissen war.<br />
Eilig liefen sie nun beide des Weges, um zu Menschen<br />
zu kommen, und kamen bis in die Nähe der<br />
Fähre, dort sank Kamala zusammen, und vermochte<br />
nicht weiterzugehen. Der Knabe aber erhob ein klägliches<br />
Geschrei, dazwischen küßte und umhalste er seine<br />
Mutter, und auch sie stimmte in seine lauten Hilferufe<br />
ein, bis die Töne Vasudevas Ohr erreichten, der bei<br />
der Fähre stand. Schnell kam er gegangen, nahm die<br />
Frau auf die Arme, trug sie ins Boot, der Knabe lief<br />
mit, und bald kamen sie alle in der Hütte an, wo<br />
<strong>Siddhartha</strong> am Herde stand und eben Feuer machte.<br />
Er blickte auf und sah zuerst das Gesicht des Knaben,<br />
das ihn wunderlich erinnerte, an Vergessenes mahnte.<br />
Dann sah er Kamala, die er alsbald erkannte, obwohl<br />
sie besinnungslos im Arm des Fährmanns lag, und nun<br />
wußte er, daß es sein eigener Sohn sei, dessen Gesicht<br />
ihn so sehr gemahnt hatte, und das Herz bewegte sich<br />
in seiner Brust.<br />
Kamalas Wunde wurde gewaschen, war aber schon<br />
schwarz und ihr Leib angeschwollen, ein Heiltrank<br />
wurde ihr eingeflößt. Ihr Bewußtsein kehrte zurück,<br />
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