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Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf

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gesehen zu haben? Mußte er selbst nicht dies selbe<br />

Schicksal erwarten? War es nicht eine Komödie, eine<br />

seltsame und dumme Sache, diese Wiederholung, dieses<br />

Laufen in einem verhängnisvollen Kreise?<br />

Der Fluß lachte. Ja, es war so, es kam alles wieder,<br />

was nicht bis zu Ende gelitten und gelöst ward, es<br />

wurden immer wieder dieselben Leiden gelitten. <strong>Siddhartha</strong><br />

aber stieg wieder in das Boot und fuhr zu der<br />

Hütte zurück, seines Vaters gedenkend, seines Sohnes<br />

gedenkend, vom Flusse verlacht, mit sich selbst im<br />

Streit, geneigt zur Verzweiflung, und nicht minder geneigt,<br />

über sich und die ganze Welt laut mitzulachen.<br />

Ach, noch blühte die Wunde nicht, noch wehrte sein<br />

Herz sich wider das Schicksal, noch strahlte nicht Heiterkeit<br />

und Sieg aus seinem Leide. Doch fühlte er<br />

Hoffnung, und da er zur Hütte zurückgekehrt war,<br />

spürte er ein unbesiegbares Verlangen, sich vor Vasudeva<br />

zu öffnen, ihm alles zu zeigen, ihm, dem Meister<br />

des Zuhörens, alles zu sagen.<br />

Vasudeva saß in der Hütte und flocht an einem<br />

Korbe. Er fuhr nicht mehr mit dem Fährboot, seine<br />

Augen begannen schwach zu werden, und nicht nur<br />

seine Augen, auch seine Arme und Hände. Unverändert<br />

und blühend war nur die Freude und das heitere<br />

Wohlwollen seines Gesichtes.<br />

<strong>Siddhartha</strong> setzte sich zu dem Greise, langsam begann<br />

er zu sprechen. Worüber sie niemals gesprochen<br />

hatten, davon erzählte er jetzt, von seinem Gange zur<br />

Stadt, damals, von der brennenden Wunde, von seinem<br />

Neid beim Anblick glücklicher Väter, von seinem<br />

Wissen um die Torheit solcher Wünsche, von seinem<br />

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