Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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Tages gedenken, o Erhabener, und dieser Stunde, da<br />
meine Augen einen Heiligen sahen.«<br />
Die Augen des Buddha blickten still zu Boden, still<br />
in vollkommenem Gleichmut strahlte sein unerforschliches<br />
Gesicht. »Mögen deine Gedanken«, sprach der<br />
Ehrwürdige langsam, »keine Irrtümer sein! Mögest du<br />
ans Ziel kommen! Aber sage mir: Hast du die Schar<br />
meiner Samanas gesehen, meiner vielen Brüder, welche<br />
ihre Zuflucht zur Lehre genommen haben? Und<br />
glaubst du, fremder Samana, glaubst du, daß es diesen<br />
allen besser wäre, die Lehre zu verlassen und in das<br />
Leben der Welt und der Lüste zurückzukehren?«<br />
»Fern ist ein solcher Gedanke von mir«, rief <strong>Siddhartha</strong>.<br />
»Mögen sie alle bei der Lehre bleiben, mögen sie ihr<br />
Ziel erreichen! Nicht steht mir zu, über eines andern<br />
Leben zu urteilen! Einzig für mich, für mich allein<br />
muß ich urteilen, muß ich wählen, muß ich ablehnen.<br />
Erlösung vom Ich suchen wir Samanas, o Erhabener.<br />
Wäre ich nun einer deiner Jünger, o Ehrwürdiger, so<br />
fürchte ich, es möchte mir geschehen, daß nur scheinbar,<br />
nur trügerisch mein Ich zur Ruhe käme und erlöst<br />
würde, daß es aber in Wahrheit weiterlebte und groß<br />
würde, denn ich hätte dann die Lehre, hätte meine<br />
Nachfolge, hätte meine Liebe zu dir, hätte die Gemeinschaft<br />
der Mönche zu meinem Ich gemacht!«<br />
Mit halbem Lächeln, mit einer unerschütterten<br />
Helle und Freundlichkeit sah Gotama dem Fremdling<br />
ins Auge und verabschiedete ihn mit einer kaum sichtbaren<br />
Gebärde.<br />
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