Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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Govinda<br />
Mit anderen Mönchen weilte Govinda einst während<br />
einer Rastzeit in dem Lusthain, welchen die Kurtisane<br />
Kamala den Jüngern des Gotama geschenkt hatte. Er<br />
hörte von einem alten Fährmanne sprechen, welcher<br />
eine Tagereise entfernt am Flusse wohne, und der von<br />
vielen für einen Weisen gehalten werde. Als Govinda<br />
des Weges weiterzog, wählte er den Weg zur Fähre,<br />
begierig, diesen Fährmann zu sehen. Denn ob er wohl<br />
sein Leben lang nach der Regel gelebt hatte, auch von<br />
den jüngeren Mönchen seines Alters und seiner Bescheidenheit<br />
wegen mit Ehrfurcht angesehen wurde,<br />
war doch in seinem Herzen die Unruhe und das Suchen<br />
nicht erloschen.<br />
Er kam zum Flusse, er bat den Alten um Überfahrt,<br />
und da sie drüben aus dem Boot stiegen, sagte er zum<br />
Alten: »Viel Gutes erweisest du uns Mönchen und Pilgern,<br />
viele von uns hast du schon übergesetzt. Bist<br />
nicht auch du, Fährmann, ein Sucher nach dem rechten<br />
Pfade?«<br />
Sprach <strong>Siddhartha</strong>, aus den alten Augen lächelnd:<br />
»Nennst du dich einen Sucher, o Ehrwürdiger, und<br />
bist doch schon hoch in den Jahren und trägst das<br />
Gewand der Mönche Gotamas?«<br />
»Wohl bin ich alt«, sprach Govinda, »zu suchen<br />
aber habe ich nicht aufgehört. Nie werde ich aufhören<br />
zu suchen, dies scheint meine Bestimmung. Auch du,<br />
so scheint es mir, hast gesucht. Willst du mir ein Wort<br />
sagen, Verehrter?«<br />
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