Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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geboren? Aber nein, er kannte sich, er kannte seine<br />
Hand und seine Füße, kannte den Ort, an dem er lag,<br />
kannte dies Ich in seiner Brust, diesen <strong>Siddhartha</strong>, den<br />
Eigenwilligen, den Seltsamen, aber dieser <strong>Siddhartha</strong><br />
war dennoch verwandelt, war erneut, war merkwürdig<br />
ausgeschlafen, merkwürdig wach, freudig und neugierig.<br />
<strong>Siddhartha</strong> richtete sich empor, da sah er sich gegenüber<br />
einen Menschen sitzen, einen fremden Mann,<br />
einen Mönch in gelbem Gewande mit rasiertem Kopfe,<br />
in der Stellung des Nachdenkens. Er betrachtete<br />
den Mann, der weder Haupthaar noch Bart an sich<br />
hatte, und nicht lange hatte er ihn betrachtet, da erkannte<br />
er in diesem Mönche Govinda, den Freund<br />
seiner Jugend, Govinda, der seine Zuflucht zum erhabenen<br />
Buddha genommen hatte. Govinda war gealtert,<br />
auch er, aber noch immer trug sein Gesicht die<br />
alten Züge, sprach von Eifer, von Treue, von Suchen,<br />
von Ängstlichkeit. Als nun aber Govinda, seinen Blick<br />
fühlend, das Auge aufschlug und ihn anschaute, sah<br />
<strong>Siddhartha</strong>, daß Govinda ihn nicht erkenne. Govinda<br />
freute sich, ihn wach zu finden, offenbar hatte er lange<br />
hier gesessen und aufsein Erwachen gewartet, obwohl<br />
er ihn nicht kannte.<br />
»Ich habe geschlafen«, sagte <strong>Siddhartha</strong>. »Wie bist<br />
du denn hierher gekommen?«<br />
»Du hast geschlafen«, antwortete Govinda. »Es ist<br />
nicht gut, an solchen Orten zu schlafen, wo häufig<br />
Schlangen sind und die Tiere des Waldes ihre Wege<br />
haben. Ich, o Herr, bin ein Jünger des erhabenen Gotama,<br />
des Buddha, des Sakyamuni, und bin mit einer<br />
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