Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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von den Samanas gelernt, das er von Gotama gelernt,<br />
das er von seinem Vater, dem Brahmanen, gelernt hatte,<br />
war noch lange Zeit in ihm geblieben: mäßiges Leben,<br />
Freude am Denken, Stunden der Versenkung,<br />
heimliches Wissen vom Selbst, vom ewigen Ich, das<br />
nicht Körper noch Bewußtsein ist. Manches davon<br />
war in ihm geblieben, eines ums andere aber war untergesunken<br />
und hatte sich mit Staub bedeckt. Wie die<br />
Scheibe des Töpfers, einmal angetrieben, sich noch<br />
lange dreht und nur langsam ermüdet und ausschwingt,<br />
so hatte in <strong>Siddhartha</strong>s Seele das Rad der<br />
Askese, das Rad des Denkens, das Rad der Unterscheidung<br />
lange weiter geschwungen, schwang immer noch,<br />
aber es schwang langsam und zögernd und war dem<br />
Stillstand nahe. Langsam, wie Feuchtigkeit in den absterbenden<br />
Baumstrunk dringt, ihn langsam füllt und<br />
faulen macht, war Welt und Trägheit in <strong>Siddhartha</strong>s<br />
Seele gedrungen, langsam füllte sie seine Seele, machte<br />
sie schwer, machte sie müde, schläferte sie ein. Dafür<br />
waren seine Sinne lebendig geworden, viel hatten sie<br />
gelernt, viel erfahren.<br />
<strong>Siddhartha</strong> hatte gelernt, Handel zu treiben, Macht<br />
über Menschen auszuüben, sich mit dem Weibe zu<br />
vergnügen, er hatte gelernt, schöne Kleider zu tragen,<br />
Dienern zu befehlen, sich in wohlriechenden Wassern<br />
zu baden. Er hatte gelernt, zart und sorgfältig bereitete<br />
Speisen zu essen, auch den Fisch, auch Fleisch und<br />
Vogel, Gewürze und Süßigkeiten, und den Wein zu<br />
trinken, der träge und vergessen macht. Er hatte gelernt,<br />
mit Würfeln und auf dem Schachbrette zu spielen,<br />
Tänzerinnen zuzusehen, sich in der Sänfte tragen<br />
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