Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
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derte den Wartenden auf, ihm zu folgen, führte den<br />
ihm Folgenden schweigend in einen Pavillon, wo Kamala<br />
auf einem Ruhebette lag, und ließ ihn bei ihr allein.<br />
»Bist du nicht gestern schon da draußen gestanden<br />
und hast mich begrüßt?« fragte Kamala.<br />
»Wohl habe ich gestern schon dich gesehen und<br />
begrüßt.«<br />
»Aber trugst du nicht gestern einen Bart, und lange<br />
Haare, und Staub in den Haaren?«<br />
»Wohl hast du beobachtet, alles hast du gesehen.<br />
Du hast <strong>Siddhartha</strong> gesehen, den Brahmanensohn,<br />
welcher seine Heimat verlassen hat, um ein Samana zu<br />
werden, und drei Jahre lang ein Samana gewesen ist.<br />
Nun aber habe ich jenen Pfad verlassen, und kam in<br />
diese Stadt, und die erste, die mir noch vor dem Betreten<br />
der Stadt begegnete, warst du. Dies zu sagen, bin<br />
ich zu dir gekommen, o Kamala! Du bist die erste<br />
Frau, zu welcher <strong>Siddhartha</strong> anders als mit niedergeschlagenen<br />
Augen redet. Nie mehr will ich meine Augen<br />
niederschlagen, wenn eine schöne Frau mir begegnet.«<br />
Kamala lächelte und spielte mit ihrem Fächer aus<br />
Pfauenfedern. Und fragte: »Und nur um mir dies zu<br />
sagen, ist <strong>Siddhartha</strong> zu mir gekommen?«<br />
»Um dir dies zu sagen, und um dir zu danken, daß<br />
du so schön bist. Und wenn es dir nicht mißfällt, Kamala,<br />
möchte ich dich bitten, meine Freundin und<br />
Lehrerin zu sein, denn ich weiß noch nichts von der<br />
Kunst, in welcher du Meisterin bist.«<br />
Da lachte Kamala laut.<br />
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