Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
Siddhartha. Eine indische Dichtung.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Siddhartha</strong> verneigte sich lächelnd. »Schade wäre es,<br />
Kamala, wie sehr hast du recht! Überaus schade wäre<br />
es. Nein, von deinem Munde soll mir kein Tropfen<br />
Süßigkeit verlorengehen, noch dir von dem meinen!<br />
Es bleibt also dabei: <strong>Siddhartha</strong> wird wiederkommen,<br />
wenn er hat, was ihm noch fehlt: Kleider, Schuhe,<br />
Geld. Aber sprich, holde Kamala, kannst du mir nicht<br />
noch einen kleinen Rat geben?«<br />
»<strong>Eine</strong>n Rat? Warum nicht? Wer wollte nicht gerne<br />
einem armen, unwissenden Samana, der von den<br />
Schakalen aus dem Walde kommt, einen Rat geben?«<br />
»Liebe Kamala, so rate mir: wohin soll ich gehen,<br />
daß ich am raschesten jene drei Dinge finde?«<br />
»Freund, das möchten viele wissen. Du mußt tun,<br />
was du gelernt hast, und dir dafür Geld geben lassen<br />
und Kleider und Schuhe. Anders kommt ein Armer<br />
nicht zu Geld. Was kannst du denn?«<br />
»Ich kann denken. Ich kann warten. Ich kann fasten.«<br />
»Nichts sonst?«<br />
»Nichts. Doch, ich kann auch dichten. Willst du<br />
mir für ein Gedicht einen Kuß geben?«<br />
»Das will ich tun, wenn dein Gedicht mir gefällt.<br />
Wie heißt es denn?«<br />
<strong>Siddhartha</strong> sprach, nachdem er sich einen Augenblick<br />
besonnen hatte, diese Verse:<br />
»In ihren schattigen Hain trat die schöne Kamala, An<br />
Haines Eingang stand der braune Samana.<br />
Tief, da er die Lotusblüte erblickte,<br />
Beugte sich jener, lächelnd dankte Kamala.<br />
62