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Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

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Arbeit oder etwa die Bedienung kostspieliger und leicht zu<br />

beschädigender Maschinen oder überhaupt ein irgend erhebliches<br />

Maß scharfer Aufmerksamkeit und Initiative erfordern. Hier rentiert<br />

der niedere Lohn nicht und schlägt in seiner Wirkung in das<br />

Gegenteil des Beabsichtigten um. Denn hier ist nicht nur ein<br />

entwickeltes Verantwortlichkeitsgefühl schlechthin unentbehrlich,<br />

sondern überhaupt eine Gesinnung, welche mindestens w ä h r e n d<br />

der Arbeit von der steten Frage: wie bei einem <strong>Max</strong>imum von<br />

Bequemlichkeit und einem Minimum von Leistung dennoch der<br />

gewohnte Lohn zu gewinnen sei, sich loslöst und die Arbeit so<br />

betreibt, als ob sie absoluter Selbstzweck - “Beruf” - wäre. Eine<br />

solche Gesinnung aber ist nichts Naturgegebenes. Sie kann auch<br />

weder durch hohe noch durch niedere Löhne unmittelbar<br />

hervorgebracht werden, sondern nur das Produkt eines lang<br />

andauernden Erziehungsprozesses sein. H e u t e gelingt dem<br />

einmal im Sattel sitzenden Kapitalismus die Rekrutierung seiner<br />

Arbeiter in allen Industrieländern und innerhalb der einzelnen<br />

Länder in allen Industriegebieten verhältnismäßig leicht. In der<br />

Vergangenheit war sie in jedem einzelnen Fall ein äußerst<br />

schwieriges Problem. Und selbst heute kommt er wenigstens nicht<br />

immer ohne die Unterstützung eines mächtigen Helfers zum Ziele,<br />

der, wie wir weiter sehen werden, ihm in der Zeit seines Werdens<br />

zur Seite stand. Was gemeint ist, kann man sich wieder an einem<br />

Beispiel klar machen. Ein Bild rückständiger traditionalistischer<br />

Form der Arbeit bieten heute besonders oft die Arbeiteri n n e n,<br />

besonders die unverheirateten. Insbesondere ihr absoluter Mangel<br />

an Fähigkeit und Willigkeit, überkommene und einmal erlernte<br />

Arten des Arbeitens zugunsten anderer, praktischerer, aufzugeben,<br />

sich neuen Arbeitsformen anzupassen, zu lernen und den Verstand<br />

zu konzentrieren oder nur überhaupt zu brauchen, ist eine fast<br />

allgemeine Klage von Arbeitgebern, die Mädchen, zumal deutsche<br />

Mädchen, beschäftigen. Auseinandersetzungen über die<br />

Möglichkeit, sich die Arbeit leichter, vor allem einträglicher, zu<br />

gestalten, pflegen bei ihnen auf völliges Un-<br />

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