Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf
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sen Besitz aber - wie immer er nach der Dogmatik der betreffenden<br />
Denomination erlangt wurde - n i c h t durch irgendwelche magisch<br />
– sakramentalen Mittel oder durch Entlastung in der Beichte oder<br />
durch einzelne fromme Leistungen garantiert werden konnte,<br />
sondern nur durch die Bew ä h r u n g in einem spezifisch gearteten<br />
von dem Lebensstil des “natürlichen” Menschen unzweideutig<br />
verschiedenen Wandel. Daraus folgte für den einzelnen der A n t r i<br />
e b zur m e t h o d i s c h e n K o n t r o l l e seines Gnadenstandes<br />
in der Lebensführung und damit zu deren a s k e t i s c h e r<br />
Durchdringung. <strong>Die</strong>ser asketische Lebensstil aber bedeutete eben,<br />
wie wir sahen, eine an Gottes Willen orientierte r a t i o n a l e<br />
Gestaltung des ganzen Daseins. Und diese Askese war n i c h t<br />
mehr ein opus supererogationis, sondern eine Leistung, die jedem<br />
zugemutet wurde, der seiner Seligkeit gewiß sein wollte. Jenes<br />
religiös geforderte, vom “natürlichen” Leben verschiedene<br />
Sonderleben der Heiligen spielte sich - das ist das Entscheidende -<br />
nicht mehr außerhalb der Welt in Mönchsgemeinschaften, sondern i<br />
n n e r h a l b der Welt und ihrer Ordnungen ab. <strong>Die</strong>se R a t i o n a l<br />
i s i e r u n g der Lebensführung innerhalb der Welt im Hinblick auf<br />
das Jenseits war die Wirkung der B e r u f s k o n z e p t i o n des<br />
asketischen Protestantismus.<br />
<strong>Die</strong> christliche Askese, anfangs aus der Welt in die Einsamkeit<br />
flüchtend, hatte bereits aus dem Kloster heraus, indem sie der Welt<br />
entsagte, die Welt kirchlich beherrscht. Aber dabei hatte sie im<br />
ganzen dem weltlichen Alltagsleben seinen natürlich unbefangenen<br />
Charakter gelassen. Jetzt trat sie auf den Markt des Lebens, schlug<br />
die Türe des Klosters hinter sich zu und unternahm es, gerade das<br />
weltliche A l l t a g s leben mit ihrer Methodik zu durchtränken, es<br />
zu einem rationalen Leben i n der Welt und doch n i c h t v o n<br />
dieser Welt oder f ü r diese Welt umzugestalten. Mit welchem<br />
Ergebnis, wollen unsere weiteren Darlegungen zu zeigen versuchen.<br />
2. Askese und kapitalistischer Geist<br />
Um die Zusammenhänge der religiösen Grundvorstellungen des<br />
asketischen Protestantismus mit den <strong>Max</strong>imen des ökono-<br />
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