Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf
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dies da, wo es sich um den direkten Schmuck der Person, z. B. die<br />
Tracht, handelte. Jene mächtige Tendenz zur Uniformierung des<br />
Lebensstils, welcher heute das kapitalistische Interesse an der<br />
“standardization” der Produktion zur Seite steht, hatte in der<br />
Ablehnung der “Kreaturvergötterung” ihre ideelle Grundlage.<br />
Gewiß darf man dabei nicht vergessen, daß der Puritanismus eine<br />
Welt von Gegensätzen in sich schloß, daß der instinktive Sinn für<br />
das zeitlos Große in der Kunst bei seinen Führern sicher höher stand<br />
als in der Lebensluft der “Kavaliere”, und daß ein einzigartiger<br />
Genius wie Rembrandt, so wenig sein “Wandel” durchweg vor den<br />
Augen des puritanischen Gottes Gnade gefunden hätte, doch in der<br />
Richtung seines Schaffens durch sein sektiererisches Milieu ganz<br />
wesentlich mitbestimmt wurde. Aber am Gesamtbild ändert das<br />
insofern nichts, als die mächtige Verinnerlichung der<br />
Persönlichkeit, welche die weitere Fortbildung der puritanischen<br />
Lebensluft mit sich bringen konnte und tatsächlich mitbestimmt hat,<br />
doch vorwiegend der Literatur und auch da erst späteren<br />
Geschlechtern zugute gekommen ist.<br />
Ohne auf die Erörterung der Einflüsse des Puritanismus nach all<br />
diesen: Richtungen hier näher eingehen zu können,<br />
vergegenwärtigen wir uns nur, daß die Statthaftigkeit der Freude an<br />
den rein dem ästhetischen oder sportlichen Genuß dienenden<br />
Kulturgütern jedenfalls immer e i n e charakteristische Schranke<br />
findet: sie d ü r f e n n i c h t s k o s t e n. Der Mensch ist ja nur<br />
Verwalter der durch Gottes Gnade ihm zugewendeten Güter, er hat,<br />
wie der Knecht der Bibel, von jedem anvertrauten Pfennig<br />
Rechenschaft abzulegen, und es ist zum mindesten bedenklich,<br />
davon etwas zu verausgaben zu einem Zweck, der nicht Gottes<br />
Ruhm, sondern dem eigenen Genuß gilt. Wem, der die Augen offen<br />
hat, wären Repräsentanten dieser Auffassung nicht bis in die<br />
Gegenwart hinein begegnet? Der Gedanke der V e r p f l i c h t u n<br />
g des Menschen gegenüber seinem anvertrauten Besitz, dem er sich<br />
als dienender Verwalter oder geradezu als “Erwerbsmaschine”<br />
unterordnet, legt sich mit seiner erkältenden Schwere auf das<br />
Leben. Je größer der Besitz wird,<br />
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