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Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

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Und wenn der König jeden Angriff auf die Gesetzlichkeit jener<br />

Sports mit schwerer Strafe bedrohte, so war der Zweck gerade,<br />

jenen dem Staat gefährlichen, weil a n t i a u t o r i t ä r e n a s k e t i<br />

s c h e n Zug zu brechen. <strong>Die</strong> monarchisch - feudale Gesellschaft<br />

schützte die “Vergnügungswilligen” gegen die entstehende<br />

bürgerliche Moral und das autoritätsfeindliche asketische<br />

Konventikel ebenso, wie heute die kapitalistische Gesellschaft die<br />

“Arbeitswilligen” gegen die Klassenmoral der Arbeiter und den<br />

autoritätsfeindlichen Gewerkverein zu schützen, pflegt. <strong>Die</strong><br />

Puritaner vertraten demgegenüber ihre entscheidendste Eigenart:<br />

das Prinzip asketischer Lebensführung. Denn im übrigen war die<br />

Abneigung des Puritanismus gegen den Sport, selbst bei den<br />

Quäkern, keine schlechthin grundsätzliche. Nur mußte er einem<br />

rationalen Zweck: der für die physische Leistungsfähigkeit<br />

erforderlichen Erholung, dienen. Als Mittel rein unbefangenen Sich<br />

- Auslebens ungebändigter Triebe dagegen war er ihm verdächtig,<br />

und soweit er zum reinen Genussmittel wurde oder gar den<br />

agonalen Ehrgeiz, rohe Instinkte oder die irrationale Lust zum<br />

Wetten weckte, war er selbstverständlich schlechthin verwerflich.<br />

Der t r i e b hafte Lebensgenuß, der von der Bewfsarbeit wie von<br />

der Frömmigkeit gleichermaßen abzieht, war eben als solcher der<br />

Feind der rationalen Askese, mochte er sich als “seigneurialer”<br />

Sport oder als Tanzboden- und Kneipenbesuch des gemeinen<br />

Mannes darstellen.<br />

Mißtrauisch und vielfach feindlich ist demgemäß auch die<br />

Stellung zu den nicht direkt religiös zu wertenden Kulturgütern.<br />

Nicht als ob ein düsteres kulturverachtendes Banausentum im<br />

Lebensideal des Puritanismus enthalten gewesen wäre. Das gerade<br />

Gegenteil ist wenigstens für die Wissenschaft - mit Ausnahme der<br />

verabscheuten Scholastik - richtig. Und die größten Vertreter der<br />

puritanischen Bewegung sind überdies tief in die Bildung der<br />

Renaissance getaucht: die Predigten des presbyterianischen Flügels<br />

der Bewegung triefen von Klassizismen und selbst diejenigen der<br />

Radikalen verschmähen, trotzdem sie allerdings gerade daran<br />

Anstoß nahmen, der-<br />

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