Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf
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dukt dar. Der “Idealtypus” des kapitalistischen Unternehmers, wie<br />
er auch bei uns in einzelnen hervorragenden Beispielen vertreten<br />
war, hat mit solchem gröberen oder feineren Protzentum nichts<br />
Verwandtes. Er scheut die Ostentation und den unnötigen Aufwand<br />
ebenso wie den bewussten Genuß seiner Macht und die ihm eher<br />
unbequeme Entgegennahme von äußeren Zeichen der<br />
gesellschaftlichen Achtung, die er genießt. Seine Lebensführung<br />
trägt m. a.W. oft - und es wird gerade auf die geschichtliche<br />
Bedeutung dieser für uns wichtigen Erscheinung einzugehen sein -<br />
einen gewissen asketischen Zug an sich, wie er ja in der früher<br />
zitierten “Predigt” Franklins deutlich zutage tritt. Es ist namentlich<br />
keineswegs selten, sondern recht häufig bei ihm ein Maß von kühler<br />
Bescheidenheit zu finden, welches wesentlich aufrichtiger ist als<br />
jene Reserve, die Benjamin Franklin so klug zu empfehlen weiß. Er<br />
“hat nichts” von seinem Reichtum für seine Person, - außer: der<br />
irrationalen Empfindung guter “Berufserfüllung”.<br />
D a s aber ist es eben, was dem präkapitalistischen Menschen so<br />
unfaßlich und rätselhaft, so schmutzig und verächtlich erscheint.<br />
Daß jemand zum Zweck seiner Lebensarbeit ausschließlich den<br />
Gedanken machen könne, dereinst mit hohem materiellen Gewicht<br />
an Geld und Gut belastet ins Grab zu sinken, scheint ihm nur als<br />
Produkt perverser Triebe: der “auri sacra fames”, erklärlich.<br />
In der Gegenwart, unter unseren politischen, privatrechtlichen<br />
und Verkehrsinstitutionen, bei den Betriebsformen und der Struktur,<br />
die unserer Wirtschaft eigen ist, könnte nun dieser “Geist” des<br />
Kapitalismus, wie gesagt, als ein reines Anpassungsprodukt<br />
verständlich sein. <strong>Die</strong> kapitalistische Wirtschaftsordnung braucht<br />
diese Hingabe an den “Beruf” des Geldverdienens: sie ist eine Art<br />
des Sichverhaltens zu den äußeren Gütern, welche jener Struktur so<br />
sehr adäquat, so sehr mit den Bedingungen des Sieges im<br />
ökonomischen Daseinskampfe verknüpft ist, daß von einem<br />
notwendigen Zusammenhange jener “chrematistischen”<br />
Lebensführung mit irgendeiner einheitlichen “Weltanschauung”<br />
h e u t e in der Tat gar<br />
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