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Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

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fahren speziell im Calvinismus. Und erst recht hat der<br />

Katholizismus von jeher, und bis in die Gegenwart, den<br />

Calvinismus als den eigentlichen Gegner betrachtet. Zunächst hat<br />

das ja nun rein politische Gründe: wenn die Reformation ohne<br />

Luthers ganz persönliche religiöse Entwicklung nicht vorstellbar<br />

und geistig dauernd von seiner Persönlichkeit bestimmt worden ist,<br />

so wäre ohne den Calvinismus doch sein Werk nicht von äußerer<br />

Dauer gewesen. - Aber der Grund des. Katholiken und Lutheranern<br />

gemeinsamen, Abscheues liegt doch auch in der ethischen Eigenart<br />

des Calvinismus begründet. Schon der oberflächlichste Blick lehrt,<br />

daß hier eine ganz andersartige Beziehung zwischen religiösem<br />

Leben und irdischem Handeln hergestellt ist, als sowohl im<br />

Katholizismus wie im Luthertum. Selbst in der nur spezifisch<br />

religiöse Motive verwendenden Literatur tritt das hervor. Man<br />

nehme etwa den Schluß der Divina Commedia, wo dem Dichter im<br />

Paradiese im wunschlosen Schauen der Geheimnisse Gottes die<br />

Sprache versagt, und halte daneben den Schluß jenes Gedichtes,<br />

welches man die “Göttliche Komödie des Puritanismus” zu nennen<br />

sich gewöhnt hat. Milton schließt den letzten Gesang des “Paradise<br />

lost” nach der Schilderung der A u s s t o ß u n g aus dem Paradiese<br />

wie folgt:<br />

“Sie wandten sich und sah'n des Paradieses<br />

Östlichen Teil, - noch jüngst ihr sel'ger Sitz -<br />

Von Flammengluten furchtbar überwallt,<br />

<strong>Die</strong> Pforte selbst von riesigen Gestalten,<br />

Mit Feuerwaffen in der Hand, umschart.<br />

Sie fühlten langsam Tränen niederperlen,<br />

Jedoch sie trockneten die Wangen bald:<br />

Vor ihnen lag die große weite Welt.<br />

Wo sie den Ruheplatz sich wählen konnten,<br />

<strong>Die</strong> Vorsehung des Herrn als Führerin.<br />

Sie wanderten mit langsam zagem Schritt<br />

Und Hand in Hand aus Eden ihres Weges.”<br />

Und wenig vorher hatte Michael zu Adam gesagt:<br />

“ . . . . . Nur füge zu dem Wissen auch die Tat;<br />

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