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Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

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verständnis zu stoßen, Erhöhung der Akkordsätze prallt<br />

wirkungslos an der Mauer der Gewöhnung ab. Anders - und das ist<br />

ein für unsere Betrachtung nicht unwichtiger Punkt - pflegt es<br />

regelmäßig nur mit spezifisch religiös erzogenen, namentlich mit<br />

Mädchen pietistischer Provenienz zu stehen. Man kann es oft hören,<br />

und gelegentliche rechnerische Nachprüfungen bestätigen es, daß<br />

weitaus die günstigsten Chancen wirtschaftlicher Erziehung sich bei<br />

dieser Kategorie eröffnen. <strong>Die</strong> Fähigkeit der Konzentration der<br />

Gedanken sowohl als die absolut zentrale Haltung: sich “der Arbeit<br />

gegenüber verpflichtet” zu führen, finden sich hier besonders oft<br />

vereinigt mit strenger Wirtschaftlichkeit, die mit dem Verdienst und<br />

seiner Höhe überhaupt r e c h n e t und mit einer nüchternen<br />

Selbstbeherrschung und Mäßigkeit, welche die Leistungsfähigkeit<br />

ungemein steigert. Der Boden für jene Auffassung der Arbeit als<br />

Selbstzweck, als “Beruf”, wie sie der Kapitalismus fordert, ist hier<br />

am günstigsten, die Chance, den traditionalistischen Schlendrian zu<br />

überwinden, i n f o l g e der religiösen Erziehung am größten.<br />

Schon diese Betrachtung aus der Gegenwart des Kapitalismus zeigt<br />

uns wieder, daß es sich jedenfalls verlohnt, einmal zu f r a g e n,<br />

wie diese Zusammenhänge kapitalistischer Anpassungsfähigkeit mit<br />

religiösen Momenten sich denn in der Zeit seiner Jugend gestaltet<br />

haben mögen. Denn daß sie auch damals in ähnlicher Art<br />

bestanden, ist aus vielen Einzelerscheinungen zu schließen. Der<br />

Abscheu und die Verfolgung, welchen z. B. die methodistischen<br />

Arbeiter im 18. Jahrhundert von seiten ihrer Arbeitsgenossen<br />

begegneten, bezog sich, wie schon die in den Berichten so oft<br />

wiederkehrende Zerstörung ihres Handwerkszeuges andeutet,<br />

keineswegs nur oder vorwiegend auf ihre religiösen Exzentrizitäten:<br />

- davon hatte England viel, und Auffallenderes, gesehen -, sondern<br />

auf ihre spezifische “Arbeitswilligkeit”, wie man heute sagen<br />

würde.<br />

Doch wenden wir uns zunächst wieder der Gegenwart und zwar<br />

nunmehr den Unternehmern zu, um auch hier die Bedeutung des<br />

“Traditionalismus” uns zu verdeutlichen.<br />

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