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Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

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wurde ebenso weggedeutet, wie Baxter dies mit der<br />

traditionalistischen Färbung der für den Berufsbegriff konstitutiven<br />

Stelle des 1. Korintherbriefes tat. Dafür legte man um so mehr den<br />

Nachdruck auf jene Stellen des Alten Testaments, welche die f o r<br />

m a l e R e c h t l i c h k e i t als Kennzeichen gottwohlgefälligen<br />

Wandels rühmen. <strong>Die</strong> Theorie, daß das mosaische Gesetz durch den<br />

neuen Bund nur soweit seiner Geltung entkleidet sei, als es<br />

zeremonielle oder geschichtlich bedingte Vorschriften für das<br />

jüdische Volk enthalte, im übrigen aber als Ausdruck der “lex<br />

naturae” seine Geltung von jeher besessen und daher auch behalten<br />

habe, ermöglichte einerseits die Eliminierung solcher Vorschriften,<br />

welche in das moderne Leben schlechterdings nicht einzufügen<br />

waren, und ließ doch der mächtigen Verstärkung jenes Geistes<br />

selbstgerechter und nüchterner Legalität, welcher der<br />

innerweltlichen Askese dieses Protestantismus eigen war, durch die<br />

zahlreichen verwandten Züge der alttestamentlichen Sittlichkeit<br />

freie Bahn. Wenn also, wie mehrfach schon die Zeitgenossen, so<br />

auch neuere Schriftsteller die ethische Grundstimmung speziell des<br />

englischen Puritanismus als “English Hebraism” bezeichnen, so ist<br />

dies, richtig verstanden, durchaus zutreffend. Man darf dabei nur<br />

nicht an das palästinensische Judentum aus der Zeit der Entstehung<br />

der altestamentlichen Schriften, sondern an das Judentum, wie es<br />

unter dem Einfluß der vielen Jahrhunderte formalistisch -<br />

gesetzlicher, und talmudischer Erziehung allmählich wurde, denken<br />

und muß auch dann äußerst vorsichtig mit Parallelen sein. <strong>Die</strong> im<br />

ganzen der unbefangenen Schätzung des Lebens als solchen<br />

zugewendete Stimmung des alten Judentums lag weit ab von der<br />

spezifischen Eigenart des Puritanismus. Ebenso fern lag ihm - und<br />

auch das darf nicht übersehen werden - die Wirtschaftsethik des<br />

mittelalterlichen und neuzeitlichen Judentums in den Zügen, welche<br />

für die Stellung beider innerhalb der Entwicklung des kapitalistischen<br />

E t h o s entscheidend waren. Das Judentum stand auf<br />

der Seite des politisch oder spekulativ orientierten “Abenteurer”-<br />

Kapitalismus: sein Ethos war, mit einem Wort, das des P a –<br />

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