Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf
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Zunächst ist kaum nötig zu konstatieren, daß nicht etwa Luther<br />
als mit dem kapitalistischen Geiste in dem Sinne, den wir hier<br />
bisher mit diesem Wort verbunden haben, - oder, übrigens: in<br />
irgendeinem Sinn überhaupt - innerlich verwandt angesprochen<br />
werden darf. Schon diejenigen kirchlichen Kreise, welche jene<br />
“Tat” der Reformation am eifrigsten zu rühmen pflegen, sind im<br />
ganzen heute keineswegs Freunde des Kapitalismus in irgendeinem<br />
Sinne. Erst recht aber würde Luther selbst ohne allen Zweifel jede<br />
Verwandtschaft mit einer Gesinnung. […] Unzweideutig tritt<br />
dagegen in Luthers zahlreichen Äußerungen gegen den Wucher und<br />
das Zinsennehmen überhaupt seine, gegenüber der Spätscholastik,<br />
direkt (vom kapitalistischen Standpunkt aus) “rückständige”<br />
Vorstellungsweise vom Wesen des kapitalistischen Erwerbes<br />
hervor. Speziell das z. B. bei Antonin von Florenz bereits<br />
überwundene Argument von der Unproduktivität des Geldes gehört<br />
natürlich dahin.<br />
Doch brauchen wir hier in Einzelheiten gar nicht einzugehen, - denn<br />
vor allem: der Gedanke des “Berufes” im r e l i g i ö s e n Sinn war<br />
in seinen Konsequenzen für die innenweltliche Lebensführung sehr<br />
verschiedener Gestaltung fähig. <strong>Die</strong> Leistung der Reformation als<br />
solcher war zunächst nur, daß, im Kontrast gegen die katholische<br />
Auffassung, der sittliche Akzent und die religiöse P r ä m i e für die<br />
innenweltliche, beruflich geordnete Arbeit mächtig schwoll. Wie<br />
der “Berufs” - Gedanke, der dies zum Ausdruck brachte, weiter<br />
entwickelt wurde, das hing von der näheren Ausprägung der<br />
Frömmigkeit ab, wie sie nunmehr in den einzelnen<br />
Reformationskirchen sich entfaltete. <strong>Die</strong> Autorität der Bibel, aus<br />
der Luther den Berufsgedanken zu entneh-<br />
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