19.11.2013 Aufrufe

Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

es für unsere Zwecke stets mit Seiten der Reformation zu tun,<br />

welche dem eigentlich religiösen Bewußtsein als peripherisch und<br />

geradezu äußerlich erscheinen müssen. Denn es soll ja lediglich<br />

unternommen werden, den Einschlag, welchen religiöse Motive in<br />

das Gewebe der Entwicklung unserer aus zahllosen historischen<br />

Einzelmotiven erwachsenen modernen spezifisch “diesseitig”<br />

gerichteten Kultur geliefert haben, etwas deutlicher zu machen. Wir<br />

fragen also lediglich, was von gewissen charakteristischen Inhalten<br />

dieser Kultur dem Einfluß der Reformation als historischer Ursache<br />

etwa z u z u r e c h n e n sein möchte. Dabei müssen wir uns freilich<br />

von der Ansicht emanzipieren: man könne aus ökonomischen<br />

Verschiebungen die Reformation als “entwicklungsgeschichtlich<br />

notwendig” deduzieren. Ungezählte historische Konstellationen, die<br />

nicht nur in kein “ökonomisches Gesetz”, sondern überhaupt in<br />

keinen ökonomischen Gesichtspunkt<br />

irgendwelcher Art sich einfügen, namentlich rein politische<br />

Vorgänge, mußten zusammenwirken, damit die neu geschaffenen<br />

Kirchen überhaupt fortzubestehen vermochten. Aber andererseits<br />

soll ganz und gar nicht eine so töricht -doktrinäre These verfochten<br />

werden wie etwa die: daß der “kapitalistische Geist” (immer in dem<br />

provisorisch hier verwendeten Sinn dieses Wortes) n u r als Ausfluß<br />

bestimmter Einflüsse der Reformation habe entstehen k ö n n e n<br />

oder wohl gar: daß der Kapitalismus als W i r t s c h a f t s s y s t e<br />

m ein Erzeugnis der Reformation sei. Schon daß gewisse wichtige F<br />

o r m e n kapitalistischen Geschäftsbetriebs notorisch erheblich ä l t<br />

e r sind als die Reformation, stände einer solchen Ansicht ein für<br />

allemal im Wege. Sondern es soll nur festgestellt werden: ob und<br />

wieweit religiöse Einflüsse bei der qualitativen Prägung und<br />

quantitativen Expansion jenes “Geistes” über die Welt hin m i t<br />

beteiligt gewesen sind und welche konkreten S e i t e n der auf<br />

kapitalistischer Basis ruhenden K u l t u r auf sie zurückgehen.<br />

Dabei kann nun angesichts des ungeheuren Gewirrs gegenseitiger<br />

Beeinflussungen zwischen den materiellen Unterlagen, den sozialen<br />

und politischen Organisationsformen und dem geistigen Gehalte der<br />

reformatorischen<br />

196

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!