19.11.2013 Aufrufe

Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ner der erfolgreichsten Seelsorger, welche die Geschichte kennt -<br />

im <strong>Die</strong>nst dieser Arbeit der Parlamentsregierung ebenso wie<br />

Cromwell und der Restauration zur Verfügung gestellt, bis er unter<br />

der letzteren - schon vor dem “Bartholomäustage” - aus dem Amte<br />

wich. Sein “Christian Directory” ist das umfassendste Kompendium<br />

der puritanischen Moraltheologie und dabei überall an den<br />

praktischen Erfahrungen der eigenen Seelsorge orientiert. […]<br />

Nimmt man nun Baxters “Ewige Ruhe der Heiligen” und sein<br />

“Christian Directory” oder auch verwandte Arbeiten anderer zur<br />

Hand, so fällt auf den ersten Blick in den Urteilen über den<br />

Reichtum und seinen Erwerb die Betonung gerade der ebionitischen<br />

Elemente der neutestamentlichen Verkündigung auf. Der Reichtum<br />

als solcher ist eine schwere Gefahr, seine Versuchungen sind<br />

unausgesetzte, das Streben danach nicht nur sinnlos gegenüber der<br />

überragenden Bedeutung des Gottesreichs, sondern auch sittlich<br />

bedenklich. Weit schärfer als bei Calvin, der in dem Reichtum der<br />

Geistlichen kein Hindernis für ihre Wirksamkeit, im Gegenteil eine<br />

durchaus erwünschte Steigerung ihres Ansehens erblickte, ihnen<br />

gestattete, ihr Vermögen gewinnbringend anzulegen, nur unter<br />

Vermeidung von Ärgernis, scheint hier die Askese g e g e n jedes<br />

Streben nach Erwerb zeitlicher Güter gerichtet. Man kann die<br />

Beispiele der Verdammung des Strebens nach Geld und Gut aus<br />

puritanischen Schriften ganz beliebig häufen und mit der darin fiel<br />

unbefangeneren spätmittelalterlichen ethischen Literatur<br />

kontrastieren. Und es ist mit diesen Bedenken auch durchaus ernst<br />

gemeint, - nur bedarf es etwas näheren Zusehens, um ihren<br />

entscheidenden ethischen Sinn und Zusammenhang zu bemerken.<br />

Das sittlich wirklich Verwerfliche ist nämlich das A u s r u h e n auf<br />

dem Besitz, der G e n u ß des Reichtums mit seiner Konsequenz<br />

von Müßigkeit und Fleischeslust, vor allem von Ablenkung von<br />

dem Streben nach “heiligem” Leben. Und n u r w e i l der Besitz die<br />

Gefahr dieses Ausruhens mit sich bringt, ist er bedenklich. Denn die<br />

“ewige Ruhe der Heiligen” liegt im Jenseits, auf Erden aber muß<br />

auch der Mensch, um<br />

203

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!