Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf
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schen A n t r i e b e, welche der Lebensführung die Richtung wiesen<br />
und das Individuum in ihr festhielten. <strong>Die</strong>se Antriebe aber<br />
entsprangen nun einmal in hohem Maß auch der Eigenart der<br />
religiösen Glaubensvorstellungen. Der damalige Mensch grübelte<br />
über scheinbar abstrakte Dogmen in einem Maße, welches<br />
seinerseits wieder nur verständlich wird, wenn wir deren<br />
Zusammenhang mit praktisch - religiösen Interessen durchschauen.<br />
Der Weg durch einige dogmatische Betrachtungen, welcher dem<br />
nicht theologischen Leser ebenso mühsam wie dem theologisch<br />
Gebildeten hastig und oberflächlich erscheinen muß, ist<br />
unvermeidlich. Dabei können wir freilich nur so verfahren, daß wir<br />
die religiösen Gedanken in einer “idealtypisch” kompilierten<br />
Konsequenz vor führen, wie sie in der historischen Realität nur<br />
selten anzutreffen war. Denn gerade w e g e n der Unmöglichkeit,<br />
in der historischen Wirklichkeit scharfe Grenzen zu ziehen, können<br />
wir nur bei Untersuchung ihrer k o n s e q u e n t e s t e n Formen<br />
hoffen, auf ihre spezifischen Wirkungen zu stoßen.<br />
[Auslassung der überaus detaillierten Passagen über den<br />
Kalvinismus, den deutschen Pietismus, den angloamerikanischen<br />
Methodismus, das Täufertum mit seinen sektenhaften<br />
Ausprägungen der Baptisten, Mennoniten, Quäker]<br />
Wir haben nunmehr die puritanische Berufsidee in ihrer Wirkung<br />
auf das E r w e r b s leben zu verfolgen, nachdem die vorstellende<br />
Skizze ihre religiöse Fundamentierung zu entwickeln versucht hat.<br />
Bei allen Abweichungen im einzelnen und bei aller Verschiedenheit<br />
in dem Nachdruck, welcher bei den verschiedenen asketischen<br />
Religionsgemeinschaften auf den für uns entscheidenden<br />
Gesichtspunkten liegt, zeigten sich diese letzteren doch bei ihnen<br />
allen vorhanden und wirksam. Entscheidend aber für unsere<br />
Betrachtung war immer wieder, um es zu rekapitulieren, die bei<br />
allen Denominationen wiederkehrende Auffassung des religiösen<br />
“Gnadenstandes” eben als eines Standes (status), welcher den<br />
Menschen von der Verworfenheit des Kreatürlichen, von der<br />
“Welt”, abscheidet, des-<br />
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