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Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

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nicht hinaufstieg, mußte hinabsteigen. <strong>Die</strong> Idylle brach unter dem<br />

beginnenden erbitterten Konkurrenzkampf zusammen, ansehnliche<br />

Vermögen wurden gewonnen und nicht auf Zinsen gelegt, sondern<br />

immer wieder im Geschäft investiert, ie alte behäbige und<br />

behagliche Lebenshaltung wich harter Nüchternheit, bei enen, die<br />

mitmachten und hochkamen, weil sie nicht verbrauchen, sondern<br />

erwerben w o l l t e n, bei denen, die bei der alten Art blieben, weil<br />

sie sich einschränken m u ß t e n. Und - worauf es hier vor allem<br />

ankommt - es war in solchen Fällen in der Regel n i c h t etwa ein<br />

Zustrom neuen G e l d e s, welcher diese Umwälzung hervorbrachte<br />

- mit wenigen Tausenden von Verwandten hergeliehenen Kapitals<br />

wurde in manchen mir bekannten Fällen der ganze<br />

Revolutianierungsprozeß ins Werk gesetzt -, sondern der neue G e i<br />

s t, eben der “Geist des modernen Kapitalismus”, der eingezogen<br />

war. <strong>Die</strong> Frage nach den Triebkräften der Expansion des modernen<br />

Kapitalismus ist nicht in erster Linie eine Frage nach der Herkunft<br />

der kapitalistisch verwertbaren Geldvorräte, sondern vor allem nach<br />

der Entwicklung des kapitalistischen Geistes. Wo er auflebt und<br />

sich auszuwirken vermag, v e r s c h a f f t er sich die Geldvorräte<br />

als Mittel seines Wirkens, nicht aber umgekehrt. Aber sein Einzug<br />

pflegte, kein friedlicher zu sein. Eine Flut von Mißtrauen,<br />

gelegentlich von Haß, vor allem von moralischer Entrüstung<br />

stemmte sich regelmäßig dem ersten Neuerer entgegen, oft - mir<br />

sind mehrere Fälle derart bekannt - begann eine förmliche<br />

Legendenbildung über geheimnisvolle Schatten in seinem<br />

Vorleben. Es ist so leicht niemand unbefangen genug zu bemerken,<br />

daß gerade einen solchen Unternehmer “neuen Stils” nur ein<br />

ungewöhnlich fester Charakter vor dem Verlust der nüchternen<br />

Selbstbeherrschung und vor moralischem wie ökonomischem<br />

Schiffbruch bewahren können, daß neben Klarheit des Blickes und<br />

Tatkraft, vor allem doch auch ganz bestimmte und sehr ausgeprägte<br />

“ethische” Qualitäten es sind, welche bei solchen Neuerungen ihm<br />

das schlechthin unentbehrliche Vertrauen der Kunden und der Arbeiter<br />

gewinnen und ihm die Spannkraft zur Überwindeng der un-<br />

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