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Max Weber - Die protestantische Ethik.pdf

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gezählten Widerstände erhalten, vor allem aber die so unendlich<br />

viel intensivere Arbeitsleistung, welche nunmehr von dem<br />

Unternehmer gefordert wird und die mit bequemem Lebensgenuß<br />

unvereinbar ist, überhaupt ermöglicht haben: nur eben ethische<br />

Qualitäten spezifisch anderer A r t als die dem Traditionalismus der<br />

Vergangenheit adäquaten.<br />

Und ebenso waren es in der Regel nicht waghalsige und<br />

skrupellose Spekulanten, ökonomische Abenteurernaturen, wie sie<br />

in allen Epochen der Wirtschaftsgeschichte begegnen, oder einfach<br />

“große Geldleute”, welche diese äußerlich unscheinbare und doch<br />

für die Durchsetzung des ökonomischen Lebens mit diesem neuen<br />

Geist entscheidende Wendung schufen, sondern in harter<br />

Lebensschule aufgewachsene, wägend und wagend zugleich, vor<br />

allem aber n ü c h t e r n und s t e t i g, scharf und völlig der Sache<br />

hingegebene Männer mit streng bürgerlichen Anschauungen und<br />

“Grundsätzen”.<br />

Man wird zu glauben geneigt sein, daß diese p e r s ö n l i c h e n<br />

moralischen Qualitäten mit irgendwelchen ethischen <strong>Max</strong>imen oder<br />

gar religiösen Gedanken an sich nicht das geringste zu schaffen<br />

haben, daß nach dieser Richtung wesentlich etwas Negatives: die<br />

Fähigkeit, sich der überkommenen Tradition zu e n t z i e h e n, also<br />

am ehesten liberale “Aufklärung” die adäquate Grundlage einer<br />

solchen geschäftlichen Lebensführung sei. Und in der Tat ist dies h<br />

e u t e im allgemeinen durchaus der Fall. Nicht nur fehlt regelmäßig<br />

eine Beziehung der Lebensführung auf religiöse Ausgangspunkte,<br />

sondern wo eine Beziehung besteht, pflegt sie wenigstens in<br />

Deutschland negativer Art zu sein. Solche vom “kapitalistischen<br />

Geist” erfüllte Naturen pflegen h e u t e, wenn nicht gerade<br />

kirchenfeindlich, so doch indifferent zu sein. Der Gedanke an die<br />

fromme Langeweile des Paradieses hat für ihre tatenfrohe Natur<br />

wenig Verlockendes, die Religion erscheint ihnen als ein Mittel, die<br />

Menschen vom Arbeiten auf dem Boden dieser Erde abzuziehen.<br />

Würde man sie selbst nachdem “Sinn” ihres rastlosen Jagens<br />

fragen, welches des eigenen Besitzes niemals froh wird, und<br />

deshalb gerade bei rein diesseitiger Orientierung des Lebens<br />

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