Indigene <strong>Völker</strong> Russlands In einem Memorandum zeigten wir, dass „Landgrabbing“ (Landraub) auch in der Russischen Föderation <strong>für</strong> die indigene Bevölkerung ein großes Problem darstellt. Die Pläne zur Entwicklung des teils spärlich besiedelten Fernen Ostens der Russischen Föderation, in dem aber etliche indigene <strong>Völker</strong> zu Hause sind, sieht vor, dass hier die Rohstoffe ausgebeutet und über neu zu bauende Straßen und Pipelines in Richtung China transportiert werden sollen. Der Pipelinebau über das Ukok- Hochplateu, UNESCO-Welterbe und heilige Stätte der Telengiten, zeigt, dass es der russischen Regierung um die wirtschaftliche Ausbeutung der Gebiete geht und es keinerlei Interesse an der Situation der indigenen Bevölkerung gibt. In einem E-Mail-Newsletter prangerten wir das an und forderten, das Pipelineprojekt zu stoppen. Auch die Schoren, die in ihren Dörfern <strong>im</strong> Altai massiv unter dem Eisenerzabbau leiden, unterstützten wir durch Briefe an UN, die zuständigen russischen Stellen und den Europarat. Die Sprecher der indigenen Gruppen fühlen sich ohnmächtig angesichts der Entwicklung, über die sie nicht informiert werden. Ihr angestammtes Land wird von Firmen oder dem Staat aufgekauft und ausgebeutet, ohne dass sie da<strong>für</strong> einen Ersatz bekämen. Im November hatte das russische Justizministerium die Tätigkeit des Dachverbandes der indigenen <strong>Völker</strong> Russlands, RAIPON, <strong>für</strong> sechs Monate verboten. Ein Präsidiumsmitglied von RAIPON, Pavel Suljandziga, besuchte uns in unserem Berliner Büro, um über die Situation und ihre Hintergründe zu informieren. Wir starteten daraufhin gemeinsam mit anderen Organisationen eine breit angelegte Appellaktion <strong>für</strong> RAIPON. In unserer Zeitschrift pogrom-<strong>bedrohte</strong> <strong>Völker</strong> veröffentlichten wir ein längeres Interview mit einem weiteren Mitglied von RAIPON. Wir informierten den UN- Sonderberichterstatter <strong>für</strong> indigene Belange, James Anaya, den Arktischen Rat und den russischen Menschenrechtsrat über das RAIPON-Verbot. Der internationale Druck half: RAIPON konnte seinen Jahreskongress <strong>im</strong> März 2013 abhalten. Die Unterdrückung und Diskr<strong>im</strong>inierung der indigenen Bevölkerung dauert jedoch an. Ein weiteres Beispiel da<strong>für</strong> war <strong>2012</strong> der Übergriff des russischen Gehe<strong>im</strong>dienstes FSB auf die indigene Genossenschaft Dylatscha in Burjatien: Unter dem Vorwurf der Korruption wurden drei Geschäftsführer von Dylatscha verschleppt. Zwei wurden wieder auf freien Fuß gesetzt, der eine jedoch ist weiter in Gewahrsam. In Burjatien wird seit Jahren erfolgreich Nephrit gefördert. Die GfbV wandte sich an den zuständigen Staatsanwalt in Burjatien und unterstützte Dylatscha auch durch Schreiben an den Europarat sowie die ständige Arbeitsgruppe <strong>für</strong> indigene Belange der UN. In der Hauptstadt Aserdaidschans Baku trat be<strong>im</strong> Eurovisions-Wettbewerb auch eine Musikgruppe aus der russischen Teilrepublik Udmurtien auf, deren Lied teils auf Udmurtisch vorgetragen wurde. Dies nahmen wir zum Anlass um über die Situation der indigenen Bevölkerung in Russland zu informieren und besonders auch darzustellen, dass viele der indigenen Sprachen Russlands vom Aussterben bedroht sind. Ein erfolgreiches Projekt gegen diese Gefahr führte unsere Koordinatorin <strong>für</strong> die indigene Bevölkerung Russlands, Tjan Zaotschnaja, auf Kamtschatka bei den Itelmenen durch. Dort wurde ein Schulbuch <strong>für</strong> den Sprachunterricht veröffentlicht und ein Lehrer ausgebildet, der <strong>2012</strong> Kurse in Itelmenisch anbot. Gemeinsam mit Tjan Zaotschnaja hielten wir einen Vortrag <strong>im</strong> <strong>Völker</strong>kundemuseum in München zum Thema der indigenen <strong>Völker</strong> in Russland. Ukraine und Aserbaidschan Die Großveranstaltungen der Fußball EM <strong>2012</strong> in der Ukraine und Polen sowie den Gesangswettbewerb Eurovision in Baku in Aserbaidschan boten uns Anlass da<strong>für</strong>, die dortige Menschenrechtslage verstärkt in den Fokus zu rücken. Im Falle der Ukraine machten wir besonders auf die miserable Lage der Roma und anderer Minderheiten, auf die andauernde Diskr<strong>im</strong>inierung der Kr<strong>im</strong>tataren und die unrechtmäßige Haft der ehemaligen Regierungschefin Julja T<strong>im</strong>oschenko aufmerksam. Wir führten dazu auch eine gut besuchte Veranstaltung auf der Leipziger Buchmesse durch. In unserem Brief an alle EU Parlamentarier und die EU-Kommission baten wir auch um Unterstützung der jüdischen Gemeinschaft in der Ukraine. 10
Im Vorfeld des Eurovisions-Wettbewerbs informierten wir über die schlechte Menschenrechtslage in Aserbaidschan und legten auch hier einen Schwerpunkt auf die Situation der ethnischen und religiösen Minderheiten sowie der Flüchtlinge. In Presseinterviews konnte Sarah Reinke die Lage vor Ort darstellen und darum werben, dass das Interesse an der Entwicklung in Aserbaidschan nachhaltig sein muss. 11