Arbeitsbericht 2012 im pdf Format - Gesellschaft für bedrohte Völker
Arbeitsbericht 2012 im pdf Format - Gesellschaft für bedrohte Völker
Arbeitsbericht 2012 im pdf Format - Gesellschaft für bedrohte Völker
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Jagger am 10. Mai der britischen Regierung einen 18-seitigen Bericht der GfbV zu aktuellen<br />
Menschenrechtsverletzungen in Tibet. Nachdrücklich fordern wir ein Plädoyer Europas <strong>für</strong> einen<br />
glaubwürdigen Dialog zwischen der chinesischen Regierung und der tibetischen Exilregierung. Auch<br />
die Bundeskanzlerin bitten wir, sich bei ihrer China-Reise <strong>für</strong> einen echten Dialog auszusprechen. Die<br />
Bundeskanzlerin tut dies auch, aber es steht nicht gut um die tibetisch-chinesischen Gespräche. Als<br />
Alarmzeichen werten wir den Rücktritt von erfahrenen Gesandten Tibets, die nach Jahren<br />
ergebnisloser Gespräche <strong>im</strong> Juni <strong>2012</strong> ihre Tätigkeit enttäuscht aufgeben. Zum Tag der<br />
Menschenrechte demonstrieren wir gemeinsam mit der Tibet Initiative Deutschland, Regionalgruppe<br />
Hamburg, und dem Verein der Tibeter in der Hansestadt <strong>für</strong> ein Ende der schweren<br />
Menschenrechtsverletzungen in Tibet.<br />
Als China <strong>im</strong> September <strong>2012</strong> eine Aufhebung des EU-Waffenembargos gegen die Volksrepublik<br />
fordert, appellieren wir an alle europäischen Regierungen, mit Rücksicht auf die schweren<br />
Menschenrechtsverletzungen die Sanktionen aufrechtzuerhalten. Vor allem Frankreich drängt mit<br />
Blick auf seine Rüstungsindustrie auf ein Ende des Embargos, kann sich jedoch erneut nicht<br />
durchsetzen. Die spürbare Verschlechterung der Menschenrechtslage in chinesischen Partnerstädten<br />
deutscher Kommunen sprechen wir in mehreren Presseerklärungen an.<br />
Zudem machen wir auf die anhaltende religiöse Verfolgung der Falun-Gong-Meditationsbewegung in<br />
vielen Interviews aufmerksam. Dass es allein <strong>im</strong> Jahr 2011 mehr als 3800 Übergriffe auf<br />
Menschenrechtler in China gegeben hat, ist ein deutliches Zeichen, wie schlecht es um die<br />
Menschenrechte in China steht, erklären wir Ende April <strong>2012</strong>. Nachdrücklich fordern wir daher ein<br />
Ende der Ausgrenzung von Menschenrechtsfragen aus den Beratungen des EU-China-Gipfels. Auch<br />
verlangen wir eine stärkere Erfolgskontrolle des Deutsch-chinesischen Menschenrechtsdialogs, als<br />
dessen 10. Gesprächsrunde <strong>im</strong> Oktober in Wiesbaden tagt. Denn Dialog darf kein Selbstzweck sein,<br />
sondern sollte zu konkreten Ergebnissen führen, argumentieren wir.<br />
Indonesien<br />
Als Ende Mai <strong>2012</strong> erstmals indonesische Medien über den geplanten Verkauf von mindestens 100<br />
gebrauchten Leopard-Kampfpanzern aus deutschen Bundeswehr-Beständen an Indonesien<br />
berichten, machen wir dies in Deutschland publik und fordern von der deutschen Bundesregierung<br />
eine Stellungnahme dazu ein. Doch sowohl Auswärtiges Amt, als auch Bundeskanzleramt und<br />
Verteidigungsministerium schweigen beharrlich zu dem umstrittenen Rüstungsgeschäft und wollen<br />
sich auch Journalisten gegenüber nicht äußern. Doch wir geben uns mit den halbherzigen Dementis<br />
nicht zufrieden und haken in Indonesien nach.<br />
Denn Deutschland ist kein Neuling auf dem Rüstungsmarkt des von Bürgerkriegen und<br />
<strong>Völker</strong>mordverbrechen seit Jahrzehnten gezeichneten Landes. Unter Diktator Suharto hatte der in<br />
Deutschland ausgebildete Technologieminister Habibie systematisch die Rüstungskooperation<br />
zwischen beiden Ländern ausgebaut. Angesichts der <strong>Völker</strong>mordverbrechen in Westpapua und<br />
Ostt<strong>im</strong>or warnten wir damals vor deutschen Rüstungsexporten. Doch Deutschland lieferte u.a. U-<br />
Boote, Schnellboote, Transportschiffe, Hubschrauber, Militär-Lastwagen und G3-Gewehre und wurde<br />
so mitverantwortlich <strong>für</strong> die Verbrechen. Insbesondere erinnerten wir daran, dass sich Indonesien<br />
auch nicht an völkerrechtlich verbindliche Vertragsklauseln gehalten hat, die den Einsatz von<br />
Schnellbooten und Transportschiffen aus Beständen der ehemaligen DDR-Volksmarine strikt<br />
beschränkten. Als das umstrittene Rüstungsgeschäft 1993 gegen den Widerstand der GfbV und<br />
anderer Nichtregierungsorganisationen beschlossen wurde, verpflichtete sich die Regierung in<br />
Jakarta, die Schiffe nur zur Bekämpfung von Piraten und zur Sicherung der Seewege einzusetzen. Wir<br />
konnten jedoch nachweisen, dass die Schiffe auch zum Transport von Soldaten und Rüstungsgütern<br />
nach Westpapua eingesetzt wurden. Das Fernsehmagazin „Monitor“ berichtete damals ausführlich<br />
über unsere Vorwürfe.<br />
25