Arbeitsbericht 2012 im pdf Format - Gesellschaft für bedrohte Völker
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Afghanistan<br />
Der bevorstehende Abzug der Bundeswehr und anderer westlicher Truppen wird von vielen<br />
afghanischen Menschenrechtlern mit Sorge verfolgt. Unsere Partner <strong>für</strong>chten eine weitere<br />
Verschlechterung der Menschenrechtslage. Ethnische Gruppen wie die Hazara leiden schon heute<br />
massiv unter Menschenrechtsverletzungen. Im Oktober <strong>2012</strong> rufen wir zur Beteiligung an unserer E-<br />
mail-Kampagne auf. Darin fordern wir, dass endlich die Verantwortlichen <strong>für</strong> einen Mord an einem<br />
Hazara-Mädchen <strong>im</strong> Januar zur Rechenschaft gezogen werden.<br />
Mehrmals wenden wir uns mit Schreiben an den Afghanistan-Koordinator der Bundesregierung, an<br />
Bundestagsabgeordnete und an das Verteidigungsministerium und fordern sie auf, sich mehr <strong>für</strong><br />
Menschenrechte und Demokratie in Afghanistan einzusetzen. Insbesondere kritisieren wir die<br />
Kooperation der Bundeswehr mit Warlords, die mit ihrem Terror die Zivilbevölkerung rücksichtslos<br />
einschüchtern, um ihre eigene Macht zu sichern. Auch verlangen wir mehr Druck auf die Regierung<br />
Karsai, die von Kriegs<strong>für</strong>sten getragen wird und Menschenrechte missachtet.<br />
Pakistan<br />
Christen und musl<strong>im</strong>ischen Ahmadiyyah leiden am meisten unter der Willkür der Blasphemie-<br />
Best<strong>im</strong>mungen <strong>im</strong> pakistanischen Strafgesetzbuch. Mehrfach machen wir in Presseerklärungen auf<br />
neue Unrechtsprozesse gegen Angehörige religiöser Minderheiten aufmerksam. Vergeblich fordern<br />
wir Regierungen in der Europäischen Union und in den USA auf, bei ihren zahllosen Gesprächen mit<br />
der pakistanischen Führung auf eine Abschaffung der Blasphemie-Best<strong>im</strong>mungen zu dringen. Auch in<br />
schriftlichen Eingaben bei den Vereinten Nationen werfen wir Pakistan vor, die Religionsfreiheit zu<br />
verletzen. Mit Fax-Aktionen setzen wir uns <strong>für</strong> die Freilassung von inhaftierten Angehörigen religiöser<br />
Minderheiten ein. Zumindest <strong>im</strong> Fall der 14-jährigen Christin R<strong>im</strong>sha Masih, die der Blasphemie<br />
beschuldigt wurde, bewirken die vielen Proteste aus dem In- und Ausland, dass das behinderte<br />
Mädchen freigelassen wird. Doch an den umstrittenen Blasphemie-Best<strong>im</strong>mungen hält Pakistan trotz<br />
unzähliger Willkür-Urteile fest.<br />
Burma (Myanmar)<br />
Burma ist <strong>im</strong> Umbruch. Viele politische Reformen geben der Bevölkerung mehr Mitspracherechte.<br />
Doch während in den größeren Städten Künstler, Journalisten und Oppositionspolitiker die neu<br />
entstandenen Freiräume aktiv nutzen, ändert sich die Lage in vielen abgelegenen<br />
Minderheitenregionen nur wenig. Dort toben wie <strong>im</strong> Kachin-Gebiet <strong>im</strong> Jahr <strong>2012</strong> Kämpfe zwischen<br />
Freiheitsbewegungen der Minderheiten und der regulären Armee oder es herrscht wie bei den<br />
Karen und Shan gespannte Ruhe. Viele Regierungen und die Weltöffentlichkeit nehmen die<br />
katastrophale Lage der ethnischen Minderheiten in dem Vielvölkerstaat kaum wahr. So machen wir<br />
mit 18 Presseerklärungen, vielen Interviews, E-Mail-Protestaktionen und in Gesprächen mit Politikern<br />
auf diese Schattenseite der Demokratisierung Burmas aufmerksam. Vor allem warnen wir davor, dass<br />
die dynamische Entwicklung in den Städten die Kluft zwischen Stadtbevölkerung und abgelegenen<br />
Minderheiten-Regionen <strong>im</strong> Grenzgebiet zu den Nachbarstaaten wachsen lässt.<br />
Als Mitglied eines Netzwerkes deutscher Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen, die zu und in<br />
Burmas Minderheiten-Regionen arbeiten, erstellen wir ein Faktenpapier mit Daten zur<br />
wirtschaftlichen, sozialen, humanitären und menschenrechtlichen Lage in den Minderheiten-<br />
Regionen. Der Vergleich wichtigster Grunddaten lenkte den Blick auf die Lage der ethnischen<br />
Minderheiten. Sie ist nochmals deutlich schlechter als die Situation der verarmten<br />
Mehrheitsbevölkerung. Das Faktenpapier erregt große Aufmerksamkeit in Ministerien und <strong>im</strong><br />
Deutschen Bundestag. Nachdrücklich fordert die GfbV daher auch mehr deutsche Aufbauhilfe <strong>für</strong> die<br />
Minderheiten-Regionen, als Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel <strong>im</strong> Februar <strong>2012</strong> nach<br />
Burma reist. Auch bei Burma-Gesprächen in seinem Ministerium vertritt der GfbV-Asienreferent<br />
Ulrich Delius konsequent diese Position. Doch die Bundesregierung entscheidet sich da<strong>für</strong>,<br />
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