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Arbeitsbericht 2012 im pdf Format - Gesellschaft für bedrohte Völker

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Vereinte Nationen<br />

Einsatz <strong>für</strong> Minderheiten- und Menschenrechte bei den Vereinten Nationen<br />

Der Tibeter Rinchen Sangpo berichtet Unerhörtes, als er bei einer Veranstaltung der <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>bedrohte</strong> <strong>Völker</strong> in Genf von der Folter und den Misshandlungen erzählt, die er bei Verhören durch<br />

chinesische Polizisten erdulden musste. Zahlreiche Diplomaten sind in Genf in einen Saal des<br />

Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen <strong>im</strong> März <strong>2012</strong> gekommen, um dem ehemaligen<br />

buddhistischen Mönch zuzuhören. Denn Tibet brennt, fast jede Woche übergießen sich dort<br />

Menschen mit Benzin und zünden sich an, um gegen Chinas Tibet-Politik zu protestieren. Die<br />

Diplomaten wollen wissen, was die Tibeter so hoffnungslos macht und in den Freitod treibt. Rinchen<br />

Sangpo kann viele Antworten auf diese Fragen geben, denn er hat staatliche Willkür und Gewalt am<br />

eigenen Leib erfahren. Der ehemalige Mönch studierte zuletzt buddhistische Philosophie und schrieb<br />

Aufsätze und ein Tagebuch über das Leben <strong>im</strong> von China besetzten Tibet. Als ihm Ärzte 2006<br />

empfehlen, sich in einer anderen Stadt behandeln zu lassen, wird er auf der Fahrt dorthin von<br />

Sicherheitsbeamten festgenommen und in einen unterirdischen Kerker verschleppt. Dort wird er<br />

zwei Monate lang verhört und <strong>im</strong>mer wieder misshandelt. Dabei ist Folter offiziell in China verboten<br />

und die Volksrepublik hat auch die Anti-Folter-Konvention der Vereinten Nationen ratifiziert.<br />

Es sind solche Begegnungen mit Opfern staatlicher Willkür, die <strong>für</strong> Diplomaten oft ganz neue und<br />

wichtige Erfahrungen sind. Statt über Resolutionstexte zu streiten, erfahren sie, wie Angehörige<br />

ethnischer Minderheiten systematisch verfolgt werden. Die GfbV hatte zu der<br />

Informationsveranstaltung mit Rinchen Sangpo eingeladen. Neben solchen Veranstaltungen bringen<br />

wir uns natürlich auch mit vielen schriftlichen und mündlichen Stellungnahmen in die<br />

Menschenrechtsarbeit der Vereinten Nationen ein. Im Jahr <strong>2012</strong> waren es wieder 28 schriftliche und<br />

vier mündliche Stellungnahmen , mit denen wir auf vergessene Konflikte und das Schicksal von<br />

ethnischen und religiösen Minderheiten aufmerksam machen. Das Themen-Spektrum ist enorm, die<br />

GfbV legte kritische Stellungnahmen über die Lage von Minderheiten in Ländern von Argentinien bis<br />

Vietnam, von Gabun bis Tschechien (Guatemala, Botswana, Rumänien, Serbien, Kolumbien,<br />

Russland, Frankreich, Israel , Mali, Kongo, Montenegro, Pakistan, Myanmar, China, Mauretanien,<br />

Äthiopien, Philippinen) ein.<br />

Doch wir bringen nicht nur Texte ein, sondern leisten auch viel Lobby-Arbeit bei den Mitgliedstaaten<br />

und bei Sonderberichterstattern des Menschenrechtsrates, um den Text geplanter Resolutionen oder<br />

öffentlicher Erklärungen der Mitgliedstaaten des Rates zu beeinflussen. So trafen unsere Mitarbeiter<br />

mehr als 30 offizielle Delegationen von Staaten und führten viele Gespräche mit UN-<br />

Menschenrechtsexperten. Dies trug auch mit dazu bei, dass zum Beispiel viele europäische Staaten<br />

sich <strong>im</strong> Rat kritisch zur Lage in China oder Russland äußerten. Dies hatte aber auch zur Folge, dass die<br />

am meisten kritisierten Staaten besonders unsere Menschenrechtsarbeit in den Vereinten Nationen<br />

hinterfragten. So wollte kürzlich China <strong>im</strong> UN-Komitee zur Überprüfung der Arbeit von<br />

Nichtregierungsorganisationen nochmals wissen, wer denn vor elf Jahren an einer Veranstaltung der<br />

GfbV in Genf zum Menschenrechtsdialog mit China teilgenommen habe. Wir gaben ihnen gern<br />

Auskunft und berichteten, dass neben einem Dutzend europäischer Staaten auch die ehemalige US-<br />

Außenministerin Madeleine Albright an dem „Runden Tisch“ zum Meinungsaustausch über den<br />

Stand des Menschenrechtsdialogs mit China mitgewirkt hatte. Dies zeigt, dass unsere Kritik von<br />

Verfolgerstaaten durchaus wahrgenommen wird und somit sehr wirksam ist.<br />

Auch an den Weltsicherheitsrat oder an die Vollversammlung der Vereinten Nationen wenden wir<br />

uns oft mit Bitten um Sondersitzungen zu Krisenregionen oder mit ganz konkreten Anliegen<br />

hinsichtlich des Einsatzes von UN-Friedenstruppen oder der Einschaltung des Internationalen<br />

Strafgerichtshofes. So bitten wir zum Beispiel seit Jahren alle Mitgliedstaaten des<br />

Weltsicherheitsrates vor der erneuten Verlängerung des Mandats <strong>für</strong> die UN-Friedenstruppen in der<br />

von Marokko besetzten Westsahara um eine Erweiterung des Mandats <strong>für</strong> den Schutz der<br />

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